Publikationen, Projekte, Persönliches

26.05.2023

Earthsea. Oder auch: Epic Fantasy, der nächste Versuch

Schon wieder habe ich ein Buch auf meiner Neujahrs-Vorsätzeliste abhaken können und - zu meiner besonderen Freude - auch ausgelesen, was nicht immer unbedingt dasselbe sein muss.;-)

Und wenn man meine Serielle Unfähigkeit zurunde legt und meinen Track-Record was die Abbruchrate von klassischer High-Fantasy betrifft, ist es eigentlich umso erstaunlicher, aber hier hatte ich - nach einigen Anlaufschwierigkeiten - dann doch meinen Spaß.

Dazu aber gleich, erstmal worum geht es in Earthsea Band 1-4 von Ursula K. Le Guin?

Ged is but a goatherd on the island of Gont when he comes by his strange powers over nature. Sent to the School of Wizards on Roke, he learns the true way of magic and proves himself a powerful magician.

And it is as the Archmage Sparrowhawk that he helps the High Priestess Tenar escape the labyrinth of darkness. But over the years, Ged witnesses true magic and the ancient ways submit to the forces of evil and death. Will he too succumb, or can he hold them back?

Den geneigten Leser:innen wird natürlich erstmal auffallen, dass sich der Klappentext dieses Sammelbandes nur auf Band 1 beschränkt, was vielleicht nachvollziehbar ist, aber natürlich auch extrem vage - vor allem wen man (wie ich jetzt) weiß, dass der gute Ged nach Band 1 eher zum Nebencharakter wird.

Ansonsten fand ich an der äußeren Aufmachung erstmal vor allem faszinierend, dass jeder Band für High-Fantasy Verhältnisse nicht sonderlich lang ist. Könnte geholfen haben was nicht nicht-Abbruchrate angeht, aber an sich habe ich ja nichts gegen richtig lange Bücher, nur gegen richtig lange Bücher, die mir ewig nicht verraten, welche Geschichte sie eigentlich erzählen wollen. Hier ist das relativ schnell klar, was sowohl Stil, als auch der Kürze der einzlenen Teile geschuldet ist.

Apropos Stil, da fingen meine Anlaufschwierigkeiten zunächst ein wenig an, denn hier wird einfach sehr viel erzählt und sehr wenig gezeigt - eher Märchen, als moderner Roman, was ich manchmal ein wenig schade fand. Nun kann man einem Klassiker halt keinen Vorwurf draus machen, wenn er nicht modern geschrieben ist, das ist auch nicht meine Stoßrichtung, ich wollte es nur mal erwähnt haben. Es ist allerdings sehr offensichtlich, warum Neil Gaiman die liebe Ursula als sein großes Vorbild beschreibt, denn sein Schreibstil ist definitiv nach ihrem geformt. Wer also Gaiman mag, müsste auch mit Le Guin klarkommen.;-)

Was das mit dem "Klassikern keinen Vorwurf für ihre Klassik machen" angeht, musste ich mich auch ein paar Mal daran erinnern, dass Earthsea nichts dafür kann, dass viele der verwendeten Tropes seitdem totgekaut wurden. Vor allem das ewige Disskutieren über binäre Magie-Stereotype "Männer sind Magier, weil sie sind ja logisch und rational und bla und Frauen sind Hexen, weil ja Erdverbunden und Heilen und blubb" ging mir schwer auf die Eier, weil ich davon Mists of Avalon/Dianic Wicca Bullshit-Flashbacks bekomme. Nichts, wofür Autorin und Geschichte etwas können, aber trotzdem. ;-)

Davon abgesehen fiel mir das mit dem Reinkommen vor allem im ersten Band ein wenig schwerer, weil der (meiner Meinung nach ymmv) der Schwächste war und ich schon fast der Meinung, dass ich eigentlich nicht weiterlesen will. Zum Glück habe ich mich dann aber noch zum Prolog von Teil 2 gehangelt, der - und ich glaube ich habe das schon mehrfach erzählt - nahtlos übergeht von "relativ vorhersehbare und dahinplätschernde Geschichte über jungen Magier, der seinen einen großen Fehler wieder gut machen muss blablabla schon 1000x gehört" zu "UND SIE WURDE DEN DUNKLEN GÖTTERN DARGEBOTEN UND GEGESSEN - SHE IST THE EATEN ONE!"

Und ich so: Jetzt fäng das hier an mich zu interessieren, warum sagt ihr das mit den dunklen Blutopfern denn nicht gleich?!;-)

Tenar ist ein (für mich) sehr viel spannenderer Charakter und daher hat es mich überhaupt nicht gestört, dass Ged nach und nach nur noch der kryptisch-philosophische Kalenderspruch-Yoda werden darf (ich übertreibe, seine schlimmsten Kalenderweisheiten sind immer noch 100x philosophisch wertvoller, als alles was George Lucas je geschrieben hat, aber es ist auch ein bisschen wahr;-) und spätestens wenn dann auch noch Drachen dazukommen, habe ich meinen Spaß. Ein bisschen spannendes Worldbuilding mit unperfekten Charakteren und Drachen - mehr will ich doch gar nicht!

Das Ende von Band 4 ist allerdings ... speziell. Ich glaube den Deus ex Drachina/Dragus ex Machina Witz habe ich schonmal gemacht, aber das ist leider die beste Beschreibung, die mir spoilerfrei einfällt. Auf dem Quatschkopf liegt gerade der Folgeband, damit ich wenigstens ein bisschen Closure bekomme - als personal service announcement würde ich daher vielleicht empfehlen sich gleich die Gesamtausgabe zu gönnen, denn sonst endet man mit diesem speziellen Sammelband ausgerechnet mit dem einzigen Buch, das nicht in sich selbst abgeschlossen ist, was ein wenig nervig war. Nichts, wofür Autorin oder Buch etwas können, aber trotzdem.;-)

Für den Sammelband vergebe ich bis dahin aber einfach mal 4 von 5 Ruderbooten, das ist ein guter Durchschnitt würde ich denken.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank!