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15.12.2023

Listening to: Agatha Christie. Oder auch: Wenn Realität die bessere Geschichte ist

Nachdem meine letzten zwei Medienerfahrungen ja eher aus der Kategorie waren "ich wollte das mögen, verdammt, warum macht ihr mir das so schwer?!", brauchte ich mal wieder eine Sachbuch-Pause. ;-)

Und um zumindest mal die endlose Reihe von Tudors und Königinnen aufzuweichen, dachte ich Agatha Christie geschrieben und gelesen von Lucy Worsley wäre doch genau das richtige für verregnete Herbsttage.

Bevor wir aber zu meinen überschaubaren Eindrücken kommen, worum geht es?

Why did Agatha Christie spend her career pretending that she was 'just' an ordinary housewife, when clearly she wasn't? As Lucy Worsley says, 'She was thrillingly, scintillatingly modern'. Her life was 'modern' too: she went surfing in Hawaii, she loved fast cars, and she was intrigued by the new science of psychology, which helped her through devastating mental illness.

So why - despite all the evidence to the contrary - did Agatha present herself as a retiring Edwardian lady of leisure?  

She was born in 1890 into a world which had its own rules about what women could and couldn't do. Lucy Worsley's biography is not just of a massively, internationally successful writer. It's also the story of a person who, despite the obstacles of class and gender, became an astonishingly successful working woman.

Agatha's life is fascinating for its mysteries and its passion.

With access to personal letters and papers that have rarely been seen, Lucy Worsley's biography is both authoritative and entertaining and makes us realise what an extraordinary pioneer Agatha Christie was - truly a woman who wrote the twentieth century.

Ich denke, wenn man überhaupt etwas über Ms Christie weiß, dann vermutlich die berühmten 11 Tage, in denen sie verschwunden war? Immerhin gibt es eine Dr. Who Folge dazu und eine Episode von Drunken History ... ;-)

Für diese Biographie fand ich es sehr angenehm, dass wir uns aber nicht auf diese Episode konzentrieren, sondern ein detailreiches und gut recherchiertes Gesamtporträt zusammenstellen. Wenn man verstehen möchte, warum sich Menschen in emotionalen Ausnahmesituationen auf eine gewisse Weise verhalten, hilft es oft erstmal zu verstehen wer diese Menschen überhaupt sind. #justsaying 

Die Autorin weißt auch darauf hin, dass es evtl. helfen könnte Menschen erstmal zu glauben, was sie über ihre eigenen Motivationen zu sagen haben - und zeigt auch warum das in diesem Fall so Viele so schwierig fanden.

Mich haben vor allem die kleinen Abstecher in das kreative Selbstverständnis interessiert - mir war nicht wirklich bewusst, dass Agatha eine Zeitgenossin von Conan Doyle und Virginia Woolf war und sehr eingeflochten in die uraulte "Handwerk vs. Kunst", "Beruf vs. Berufung" Debatte, die das Schriftstellertum (gefühlt) mehr als jede andere Kunstform beschäftigt. ;-)

Und am Ende des Tages ist die Lebensgeschichte der Autorin einfach fast spannender, als ihre Bücher, Familiendramen, zwei Weltkriege, Ausgrabungen im Nahen Osten, Reisen, Karriere, zwei Ehen, die unterschiedlicher kaum sein konnten, wollte man das alles in einen Roman packen, wäre das vermutlich unglaubwürdig. ;-)

Ich ganz persönlich hätte mir ein bisschen mehr Kreativarbeit gewünscht - es wird zwar ab und zu mal darauf hingewiesen, unter welchen Umständen Agatha Christie ihre Geschichten geschrieben hat, aber es bleibt sehr oberflächlich was die Zusammenarbeit mit anderen, die Verlagsdinge etc. angeht. Ist special interest, I know, aber für *die* bestselling Autorin of all times, hätte man ja vielleicht ein paar Dinge einstreuen können wie es dazu kam?

Mehr als einen halben Punkt ziehe ich dafür aber nicht ein und 4,5 von 5 Schreibmaschinen sind ja schonmal wieder ein erkennbarer Aufwärtstrend! :-)

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