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19.09.2015

Die Angst vorm Blinkenden Cursor. Strategien gegen Schreibblockade

Hm ich gebe zu, die Überschrift klingt ein wenig weniger snappy, als ich gehofft hatte, aber irgendwie wollte ich mal ein modernes Pendant zur Angst vor dem Weißen Blatt schaffen, ein Begriff, der es immer noch auf den Punkt bringt, aber für mich als Nicht-Handschreiber ein wenig unzutreffend ist.;-)

Anyway, ich hatte mich mal mit dem Gedanken beschäftigt ein paar meiner Strategien zur Überwindung von schwierigen Schreibphasen "zu Papier" (da isses schon wieder...;-) zu bringen. Eigentlich liegt mir dieses Systematisieren nicht so, ich bin ein kreativer Bauchmensch & wenn ich mich überhaupt dazu durchringe irgendwas systematisch zu machen, dann sind es meistens Plotstränge, oder Disposkizzen und selbst das mache ich nicht oft genug, als dass es einen organisierteren Schreiberling nicht zur Verzweiflung treiben würde.;-)
Außerdem habe ich eine tiefgreifende Skepsis gegenüber "Schreibanweisungen" oder "Wie man ein [XY] Buch schreibt" - teilweise vielleicht zu Unrecht, das gebe ich gerne zu.

Die folgenden "Tips" sollten also bitte nicht als Handlungsaufforderung verstanden werden - ich halte kreatives Arbeiten für so tiefgreifend und unapologetisch individuell, dass ich das sehr vermessen fände - sondern einfach nur als ein statement of fact.
Was ich tue, wenn eine Szene einfach furchtbar hakt und mir nichts einfallen will:

1. Weglassen
Im Ernst, das ist eine valide Überlegung in fast jedem Kontext. Während der Entstehungszeit der B(r)uchstücke sind viele am Anfang total spannende Ideen einfach wieder weggefallen, weil sich kein Anpack einstellen wollte sie umzusetzen - es gibt Autoren, die diese Rudimentärideen irgendwo hinlegen für den Fall, dass ihnen in 20 Jahren was dazu einfällt und das ist eine völlig valide Option. Ich lösche sowas einfach, Ideen, die sich nicht durchsetzen können, müllen nur meinen Datenspeicher zu - harscher Ideendarwinismus, wenn man so will.;-)
Nun ist das bei Szenen innerhalb einer größeren Erzählung noch etwas anderes, als bei einer in sich abgeschlossenen Kurzgeschichte, aber trotzdem sollte man immer die Frage beantworten können: Brauche ich das wirklich?
Eng verknüpft mit dieser Frage sind die Punkte: Was soll diese Szene "tun"? Welchen Fortschritt für die Geschichte bringt sie und kann ich das evt anders unterbringen?
Allein die Beantwortung dieser Fragen, kann schon dabei helfen einen besseren Anpack für die Umsetzung zu bekommen. Oft hakt es nicht, weil mir nichts einfällt, sondern weil ich einfach noch nicht genug drüber nachgedacht habe - nicht jede Szene fließt von alleine, manchmal muss man leider auch ein wenig denken. ;-)

2. Loslassen
Wenn ich aber keine andere Möglichkeit sehe, als das hakende Szenending umzusetzen und sich immer noch keine Idee einstellt, wie das anzustellen ist, lasse ich meistens einfach erstmal los und mache was anderes. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass man seine begrenzte Freizeit nicht mit unvergnüglichen Dingen verbringen sollte (und ich muss mit meinen Hobbies glücklicherweise auch nicht mein Geld verdienen), wenn das Schreiben also grade keinen Spaß macht, lasse ich es meistens einfach sein und mache irgendetwas komplett anderes.
Dieser Punkt ist ziemlich wichtig, denn ich nutze diese Auszeiten, um meinem Backgound Procesing Zeit zu geben sich mit dem Problem zu befassen und erfahrungsgemäß funktioniert das nicht, wenn ich statt dessen Blogge oder an irgendeinem anderen Text arbeite. Die Lust zu Schreiben und das dumme Problem aus der Welt zu schaffen muss sich wieder aufbauen und da hilft es nicht sich mit anderen Schreibprojekten abzulenken - mir hilft das nicht wohlgemerkt, andere Autoren schwören darauf, aber bei mir würde es nur darauf hinauslaufen, dass viele angefangene, aber nie zuende gebrachte Geschichten herumliegen.;-)

3. Vorstellen
Auch diese Technik mag nur für ich funktionieren, aber ich schreibe es trotzdem dazu: Wenn man schon weiß was in der Szene passieren soll, schließe man die Augen und stelle sich die Handlung vor, als wäre sie ein Film. Ich schreibe eigentlich immer so und ich denke teilweise merkt man das auch, aber es mag schwierig sein, wenn man eine andere Herangehensweise hat. Für mich hilft die Visualisierung dabei festzulegen was wann wer wo sagt/tut/sieht und die Abfolgen von Bewegungen, Dialogen und Beschreibungen ein bißchen klarer zu machen. Außerdem stelle ich fest, dass das Hirn gerne schon damit anfängt Bilder mental zu kommentieren, daraus kann man dann schonmal ein paar nette Formulierungsideen mitnehmen.

4. Systematisieren
Jaja, ich mache es nicht gern, aber manchmal ist es nicht zu vermeiden.;-) Einfach mal festhalten was man schon weiß, meistens Dinge wie "Wie ist die Ausgangssituation?", "Wie ist die Endsituation?" und "Was muss passieren, damit ich von A noch B komme?". Zu diesen Situationsskizzen gehört sowohl die äußerliche, wie auch die innere Situation der Figuren - meistens stelle ich fest, dass eine Szene, die den Test aus Schritt 1 übersteht vor allem deswegen wichtig ist, weil sie eine neue Situation für den äußeren Plot und eine Entwicklung von Figuren zeigen soll, also müssen diese beiden Pole auch gleichermaßen in die Route von A nach B eingebaut werden.

5. Vom Ende anfangen (optional)
Das ist nur ein Exeriment, das manchmal funktioniert und manchmal nicht, also nehme ich es mal als optionale Möglichkeit auf. Meistens ist es klarer auf was eine Szene hinauslaufen soll, als der einzelne Verlauf. Manchmal kann man also von hinten anfangen zu schreiben, mit dem Endresultat und dann mal sehen wie man mit den Notizen aus Schritt 4 dazu kommt die Lücke zwischen dem letzen Abschnitt und dem fertigen Szenenende zu füllen. Muss nicht funkionieren, kann aber.:-)





Wenn diese Schritte abgearbeitet sind und sich der Flow immer noch nicht einstellt, hilft es leider nur noch sich auf den Arsch zu setzen und die Szene mit den verfügbaren Informationen und Vorüberlegungen "einfach" runterzuschreiben. Dabei hilft es sich immer 2 Dinge klarzumachen:
1. Nicht jede/r/s einzelne Szene/Absatz/Kaptiel/Diaolog in einer größeren oder kleineren Erzählung muss pures Genie atmen. Manchmal hilft es schon die eigenen Ansprüche an sich selbst ein wenig unter Kontrolle zu bringen.;-)
2. Es ist immer so! viel! einfacher! einen holprigen Absatz zu überarbeiten, als die leere Seite zu füllen. Wenn also das Füllen erstmal abgehakt ist - so wenig man damit zuerstmal zufrieden sein mag - kann das Überarbeiten beginnen. Hier können natürlich auch Testleser helfen!

Und mit ein wenig Abstand stellt man vielleicht sogar fest, dass das Ergebnis gar nicht so schwierig ist, wie man befürchtet hat.;-)

1 Kommentar:

  1. Also Option 4 ist ja tatsächlich meine Lösung für alles, nur dass ich neben dem, was ich schon weiß, auch noch die Fragen aufschreibe, die ich noch habe. Das dauert dann selten mehr als ein paar Minuten, bis ich das Problem gefunden habe. Und wenn das Problem klar ist, dauerts bis zur Lösung auch nicht mehr so super lange.
    Wobei ich in letzter Zeit ein paar hatte, an denen ich mehrere Tage rumgerödelt habe (laut meinem Schreibtagebuch, angefühlt hat es sich kürzer, interessanterweise), trotz Systematik. Manche Sachen brauchen einfach Zeit und Durchhaltevermögen.
    Ätzend nur, wenn man nach drei Tagen Schufterei feststellt, dass man die Szene kicken muss. Aber so ist das halt. Die meisten Worte, die man tippt, werden wieder gelöscht.

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Vielen Dank!