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22.04.2017

A Gathering of Shadows. Oder: Vorsicht mit den eigenen "Helden"!

So das zweite Buch aus der Reihe, hat nicht lange gebraucht das zu lesen. Heißt das jetzt, dass es einfach sehr spannend war, oder nur, dass man viel ersatzlos wegblättern konnte?
Die Antwort ist, ein bißchen aus Spalte A und ein bißchen aus Spalte B.;-)

Kell is one of the last magicians with the ability to travel between parallel universes, linked by the magical city of London. It has been four months since a mysterious obsidian stone fell into his possession and he met Delilah Bard. Four months since the Dane twins of White London fell, and the stone was cast with Holland's dying body back into Black London.Now Kell is visited by dreams of ominous magical events, waking only to think of Lila. And as Red London prepares for the Element Games-an international competition of magic-a certain pirate ship draws closer. But another London is coming back to life. The balance of magic is perilous, and for one city to flourish, another must fall...
Zuerst mal das Positive aus Spalte A: Man erinnert sich an meinen Hinweis, dass Archetypen Figuren manchmal ihre Berechtigung haben, ohne dabei aber besonders spannend zu sein? Diesen Einwand kann ich zumindest nicht mehr erheben. Die Ereignisse aus Buch 1 werden in der "Brüder" Dynamik sehr nett weiterentwickelt und die verworrene Abhängigkeitsbeziehung der beiden männlichen Hauptfiguren gefällt mir ausnehmend gut, was mich über Weite Strecken des Buches getröstet hat.

Warum ich aber trotzdem denke, dass das 2. Buch hinter dem ersten zurückbleibt?
Punkt 1: Dieses ganze Jump-N-Run im Magiertunier ist mir irgendwann öde geworden, was aber nicht hätte sein müssen, wenn nicht Punkt 2 wäre: Die weibliche Hauptfigur nervt mich unheimlich und warum? Weil die Autorin (ja inzwischen hab ich's gegoogelt;-) leider total verliebt in ihre eigene Figur ist.
An dem ist prinzipiell nichts auszusetzen, auch nicht daran, dass es viel Survial Jump-N-Run gibt - ich persönlich mute meinen Figuren gerne Blut, Schweiß und Tränen zu, um sie leiden zu lassen, denn darin entwickelt sich eine Figur. Das Problem an Lila ist aber, dass ihre Autorin sie zu sehr mag, um sie wirklich leiden zu lassen und das wird irgendwann einfach öde. Hier ein paar Beispiele:

1. Lila hat ein Glasauge. Diese "Enthüllung" am Ende von Buch 1 hat mich schon da dazu verleitet mal zurückzublättern und mir anzuschauen, ob diese Einschränkung in den Passagen, die aus ihrer Sicht erzählt werden, irgendwie angedeutet werden. Spoiler: Werden sie nicht. Sie "verbrigt das so gut, dass nicht mal sie es merkt". Ähm ja. Nein!
Abgesehen davon, dass man schon "Because Magic" als Begründung braucht, um zu erklären, warum beinahe niemand ANDERES es bemerkt, dass sich nur 1 von 2 Augen normal bewegt, ist es absolut unrealistisch, dass sie SELBST nicht "bemerkt", dass sie keine räumliche Wahrnehmung hat und einen "blinden Fleck" von hier bis zur Antarktis. Spätestens in den 10.000 Kampfszenen müsste es auffallen, aber nö. Und Because Magic? Ja, könnte das alles erklären, aber kleiner Tipp: Je mehr man mit Because Magic erklärt, desto schlimmer für die Geschichte!
Außerdem braucht das Ding natürlich keine Pflege, sie muss es nie rausnehmen, es fliegt auch nicht versehentlich mal raus, wenn sie mal wieder gegen irgendwas geschleudert wird und sie hat scheinbar auch nur das eine. Gut, das könnte man jetzt noch mit "Kommt aus ärmlichen Verhältnissen" erklären, aber dann stellt sich mir die Frage: Warum hat sie dann nicht einfach eine Augenklappe, wie jeder andere Pirat auch? Die Dinger können im 19Jhd. jetzt auch nicht für 10Cent an jeder Straßenecke zu haben gewesen sein.
Kurzum: Es ist ein sinnloses, dämlich umgesetztes Gimmick, dass nur dazu dient uns im Unklaren zu lassen, ob sie vielleicht auch mal so ein schwarzes Blutmagier Auge hatte. Für diesen lahmen Suspense Moment zieht sich also ein "Charakterzug" durch die Geschichte, der mir jedes mal die Nackenhaare auftreibt, wenn er mal wieder erwähnt wird.

2. Lila ist eine Frau zwischen 2 Männern. Mal ehrlich, bei aller Verteidigung von Archetypischen Figuren und Plots, diesen kann ich wirklich nicht mehr hören. Und in diesem Fall umso mehr, denn damit der Plotpoint überhaupt funktioniert, müssen sich Kell und ihr neuer Kapitän (Alucard, darf ich mal anmerken, dass er Name übelst geklaut ist? Nicht dass ich nicht auch ständig Sachen klaue für meine Geschichten, aber Dracula lasse ich in seinem Grab;-) natürlich hassen. Und warum tun sie das? Tja Kell hasst ihn, weil er Rhy "das Herz gebrochen hat". Seriously? Den angenehm beiläufig eingestreuten Boy Romance Moment mal außer Acht lassend: Ist eine verünglückte Affaire eines Freundes/Bruders wirklich ausreichend, um jemandem wiederholt den Tod zu wünschen, ihn aus der Stadt zu verbannen und ihn mit scheinbar unversöhnlichem Hass zu verfolgen?
Ich weiß ja, dass diese DramaBaby Beziehungsklischees immer wieder gerne aufgewärmt werden, aber ich persönlich mag lieber Figuren, die ihre Zwischenmenschlichen Beziehungen irgendwie einigermaßen erwachsen regeln (und auch in YA Fiction darf man das^^), also erreicht die Autorin mit dieser unnötigen Dreiecksbeziehung nur, dass mir ihre Hauptfiguren unsymphatischer werden.

3. Lila ist "unstoppable" (Zitat der Figur selbst). Ehrlich, ist so. Sie weiß erst seit 4 Monaten, dass es Magie überhaupt gibt, was sie nicht davon abhält sich in dieses DieBestenDerBestenDerBesten Turnier einzuschleichen - und das allein bringt schon einige "Das ist aus dramatischen Gründen notwendig" Dinge mit sich, die mir die Augenbrauen auf die Stirn trreiben. Und nicht nur das, nein, sie gewinnt ihre Kämpfe auch noch. Und es dauert sehr, sehr, sehr lange, bis sie irgendwann mal ein ganz kleines bißchen leiden muss für diese bescheuerte, völlig unlogisch, realitätsferne Idee.
Und hier kommen wir dann zu dem eigentlichen Punkt: Die Autorin findet Lila so toll, dass ihr alles gelingt. Sie ist nicht nur selbsterklärt One of a Kind, sie ist ganz offensichtlich der Held ihrer Autorin und hero worship für die eigenen Figuren ist...langweilig. Denn wenn man es irgendwann nicht mehr übers Herz bringt seiner Lieblingsfigur richtig wehzutun, wenn sie was richtig Dummes tut, dann sieht es für den Leser so aus, als würde der Figur alles mit einem Fingerschnippen gelingen. Das tut nicht nur dem InTime Realismus keinen Gefallen, es führt auch dazu, dass Badassery (wo habe ich diesen Ausruck her...?) zum Alltag wird. So braucht Lila z.B. auch nur 3 Sätze, um 3 Menschen im Schlaf abzustechen. Gut, waren Böse Jungs, aber trotzdem. Macht das nichts mit der Figur? Und wenn nicht warum nicht? Nicht mal Because Magic rettet einen hier, vielleicht Because Unausgegorene Backstory, aber den Punkt hatten wir ja schon in Teil 1 ausgewalzt.

Ich hoffe wirklich wirklich wirklich, dass sich Teil 3 der Reihe wieder mehr auf die Kell-Rhy Geschichte konzentriert, dann werde ich vielleicht weniger Seiten weiterblättern und die Rezis werden wieder ein wenig kürzer.^^
Bis dahin bezähme ich mal mein Autorengemecker und gebe dem Buch trotz allem 4 von 5 Bannern, weil die Teile der Geschichte die gut waren, wirklich gut waren. Das mussten sie leider aber auch sein, denn wenn man mich kennt weiß man: So viele Worte verwende ich nur auf richtig gute Ideen, die mir verschwendet ungenügend umgesetzt vorkommen.;-)

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