Nach dem Twitter-Feel-Good Moment von Montag, können wir einen Moment darüber sprechen, dass das Internet trotzdem oft eine deprimierende Umgebung voller Negativität und toxischen Menschen ist? I know, old news, aber es fällt mir eben manchmal verstärkt auf - und da ich mich von Politik fernhalte, um meinen Menschenhass im Zaum zu halten - vor allem dann, wenn ich mit einem Blick voll naiver Freude in das Internet stolpere, um content zu irgendwas zu finden, das ich ganz gerne mochte, nur um von der Welle aus EVERYTHING IS THE WORST Motzerei beinahe betäubt zu werden.
So geschehen mit Disenchantment, eine nette, kleine Netflix Serie, die wir kichernd auf dem Sofa konsumierten und zu der ich genau 1(!) halbwegs faire und konstruktive Rezension gefunden habe, bevor ich vor lauter Gemotze keine Lust mehr hatte weiterzusuchen (dazu gleich mehr).
Und daher gibt es heute die #FailedAngerManagement Version von Dinge-Einfach-Mal-nicht-Scheiße-Finden-Wollen. Schnürt den Hut fest!;-)
Bevor wir gleich noch dazu kommen was ich persönlich von der Serie hielt, lasst mich kurz rekapitulieren, was mein Eindruck der Kritik der Serie war:
1. mimimimmimmmmiiii die Simpsons waren sooooo viel besser...
2. Hähä das war üüüüberhaupt nicht witzig, looooser
3. Everything is the worst und schon das Intro ist ja so nichtssagend und mittelmäßig und alles andere auch, warum reden wir überhaupt über diesen Mist?
4. mimimimmimmmmiiii die Simpsons und Futurama waren sooooo viel besser...
5. Disenchantment haha more like Disappointment, get it? Ich bin schlauer als ihr!
Wozu meine wohl überlegte und sachliche Antwort ist...WHO THE FUCK DIED AND MADE YOU KING OF COMEDY?!?
Ganz ehrlich, solche Reviews zerstören meine Fähigkeit den Finger vom CapsLock zu nehmen und mir ist sehr bewußt wie meta-lustig das ist über Reviews zu motzen, in einer Review. Also lasst mich kurz eines sagen, ok? Wenn ich über Dinge motze, dann hoffe ich, dass dabei immer klar ist, dass was auch immer grade zu Debatte steht einfach FÜR MICH nicht funktioniert und ich hoffe ich habe dann auch bei aller Sarkasmus-Schild-Schwenkerei ein paar sachliche Gründe dafür. Aber ich haaassssssseeee Menschen, die mir vorschreiben wollen was lustig ist und was dumm in dieser herablassenden "und wenn du das anders siehst, bist du halt nicht so kultiviert wie ich, bitch" Art.
"Das war lustig/nicht lustig" oder auch "XY war besser als Z" fehlt als Review-Aussage der Disclaimer *FINDEST DU*, denn gut oder witzig sind keine sachlichen Kategorien. Und die Arroganz sich DANN hinzustellen und zu sagen (auch unterschwellig) "das ist mein subjektives Geschmacksurteil und wenn du ein anderes hast, dann ist das falsch!" lässt mir ab und zu einfach unschön den Unterkiefer aufklappen, denn ich dachte eigentlich das wäre nur ein Witz gewesen für das Sheldon Cooper Mitbewohner-Quiz und niemand könnte wirklich so sein wollen....tja, wie man sich irren kann.
Ich weiß zufällig aus eigener Erfahrung, dass es Menschen gibt, die die Simpsons überhaupt nicht lustig finden - eventuell könnte ihnen aber Disenchantment trotzdem gefallen, denn es gibt auch Menschen, die Star Wars Episode 1-3 lieber mögen als die Original-Filme und es gibt Menschen, die die Hobbit Filme besser finden als die HdR Filme. Ich kann das sachlich alles nicht ganz nachvollziehen, aber es käme mir nie in den Sinn zu sagen "diese Meinung ist falsch!". Dafür muss man schon König des Geschmacksurteils sein und ich kann mich nicht an die Parade erinnern, in der ich gekrönt wurde...^^
So und nachdem ich das mal loswerden musste, beschäftigen wir uns mal mit konstruktiver Kritik, oder auch "eine der wenigen sachlichen Reviews, die ich finden konnte":
1. #BiteMe!
Ich persönlich fand die Prämisse der besoffenen Prinzessin natürlich schonmal großartig, aber vielleicht ist das auch ein Grund warum das Internet mal wieder weinen muss, weil irgendwas mit Frauen ja scheinbar oft sowas auslöst. #SexismIsNotReal rant in den Kommentaren in 3...2...1...#TalkToTheHand
Aber ich fand nicht nur die Prämisse interessant, ich, persönlich, in meinem Kopf, fand es auch lustig (meistens)! Es gibt einen ganz einfachen Qualitätscounter in der Familie Sonntag:
Wenn dein Film/deine Serie/dein Buch/dein Whatever es in den Familieninternen One-Liner Zitate-Pool schafft, dann hast du was richtig gemacht. Und da hat Disenchantment schonmal gepunktet - "I'm drowning!" - "I'm Elfo!" - for future reference.;-)
Es gab auch viel Slapstick ala Ace Ventura, der sich weniger gut als Zitat eignet, aber ich finde es lustig wenn Menschen auf die Fresse fallen - ja, ich bin Autor, ich hasse Menschen, duh?;-) - wenn ihnen dabei nichts Schlimmes passiert. Zeichentrick Menschen, die auf die Fresse fallen sind also extrem witzig in meinem Universum und wenn ich deswegen jetzt "dümmer" bin als du, lieber achsoniveauvoller Zyniker, bite me!
2. Serielle Erzählung und ihre Probleme
Ich möchte mit Blick auf die IGN Review noch anmerken, dass ich zum Ende der Staffel hin dachte...häh, wo kommt denn die overarching Story plötzlich her...? Mir war nicht klar, dass die Macher von Anfang an ausgegeben hatten, eine fortlaufende Erzählung konstruieren zu wollen - mal was anderes als Simpsons und Futurama halt und ich muss auch sagen...das haben sie in der ersten Hälfte der sehr kurzen Staffel mal total verkackt. Ja, Dinge sind nicht perfekt und ich mochte sie trotzdem. #shocko #whaaaaa...?
Serielle Erzählungen sind schwierig, aber hier fühlte es sich verstärkt nach learning by doing an. Die ersten Folgen waren noch extrem episodisch - aber mit mehr Witzen - und dann so zu den letzten 3-4 Folgen hin wurde plötzlich eine fortlaufende Handlung draus und der Humor Counter ging rapide zurück. Ein bißchen so, als hätte man das mit dem "In einer Folge zurück zum Status Quo" Reflex erstmal ablegen müssen und/oder sich nicht getraut von Anfang an mal konsequent weniger aber dafür durchgängig konsistenter lustig zu sein... Es mag ja immer noch Menschen geben, die versuchen vorauszusehen was Leute alles hassen könnten und "irgendwas Neues" gehört ja normalerweise auf den Top-Platz, genau neben "irgendwas, das wir schon kennen".^^
Fucked if you do, fucked if you don't, entweder macht man bald gar nichts mehr, oder entwickelt das ultimative Ignorama - aber da kommt vermutlich wieder der Kapitalismus dazwischen...
Bevor wir jetzt also zur deprimierenden Atmosphäre des Internets beitragen, halten wir einfach mal fest: Ich fand's nett, lustig und es hat Potential, auch wenn (noch) nicht alles super war. In meinem Kopf ist das 4 von 5 Bierhumpen wert ymmv.
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