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15.04.2019

Thor Ragnarok. Oder: Keine Panik!

Sooo Teil 2 der MCU Aufholjagdt und zugegebenermaßen der Film auf den ich mich persönlich am meisten gefreut habe - wie man inzwischen wissen dürfte, ist mein Film-Geschmack eher weniger tiefsinnig, Lustig-mit-Explosionen passt meistens hervorragend, wer das verurteilen möchte, sei herzlichst eingeladen sich eine Parkuhr zu suchen, die das interessiert. ;-)

Wer Thor Ragnarok nicht mochte, überspringt diese Rezi also besser, denn selbst der Honest Trailer sieht großartig aus:



1. Es ist ein Teil 3
Der dritte Thor ist mehr oder minder das Negativ zu Iron Man 3 - wir nehmen unserem Helden erstmal alles weg was ihn ausmacht und dann darf er nochmal von vorne anfangen. Statt der "unser Held muss ernsthafter werden" Aufgabe mit PTSD-Anklängen, darf es hier aber ein "unser Held muss lockerer werden" Film sein, denn den gloomy, stuffy Thor hatten wir schon.
Also neuer Planet, neue Bedrohung und neuer Look mit einem guten Schuss Reminiszenzen an Per Anhalter durch die Galaxis - ok und Star Wars, aber hey it's in spaaaaace, also ist vermutlich beides Absicht! - Thor Ragnarok ist also auch der beste Per Anhalter durch die Galaxis Film, den wir je hatten...man korrigiere mich, wenn Jeff Goldblum nicht einen perfekten Zaphod angeben würde!;-)

2. Charakteristisches
Ein paar kurze Anmerkungen zu Charakterisierung und Figuren, bevor wir zum "Humorproblem" vordringen, auf das wir uns ja konzentrieren wollten:
-  Loki ist als Pro/Antagonist für mich eine interessantere Figur, als die meisten Avengers, auch wenn es eine gute Entscheidung ist, dass man Thor jetzt erlaubt seine relativ vorhersehbaren Pläne zu durchschauen. Es ist - wenn man so will - eine Abweichung vom "Quellenmaterial" (in der Norse Mythology ist und bleibt Thor dumm wie eine Scheibe Toast^^), aber es bereichert die Brüderdynamik ungemein.
- Apropos Brüder, die Chemie zwischen den Schauspielern stimmt einfach (wir haben uns das Making-Of Material gegeben und der Gag-Reel erinnerte ziemlich an Sam&Dean;-). Es macht einfach vieles besser, wenn man merkt, dass alle Beteiligten auch Spaß an ihrer Arbeit hatten - man kann jede Teamwork Szene umso großartiger finden, auch wenn (oder grade weil?) die Harmonie nie lange hält. Gut geschriebene Familiendynamik ist daher ein genereller Pluspunkt in meinem persönlichen Register.
- Hulk vs. Banner ist ein interessanter Charakterkonflikt, den die Hulk Origin-Filme irgendwie nicht so rübergebracht haben (für mich zumindest).  Und wenn der Character-Arc des Nebencharakters interessanter ist, als alles andere was in dem Film passiert, muss das ja nicht zwangläufig schlecht sein.;-)
- Hela und Valkyrie waren mir persönlich ein weeeenig verschenkt, aber auch nur weil beide Schauspielerinnen ziemlich großartig sind - eigentlich war Valkyrie in ihrem "ich bin jetzt wieder ehrenhafte Kriegerin bla" Outfit sogar schon beinahe die langweiligere Version ihrerselbst, aber das wird vielleicht ja noch in den nächsten Filmen. Hela bekommen wir wohl aufgrund mangelnder Charakterisierung leider nicht wieder, was ein wenig schade ist weil a) Familiendynamik und b) Cate Blanchet ist fucking amazing!

3. Comic-Relief und plotgetriebene Charakterentwicklung
Ich werde ein Video zu Black Panther verlinken, das die Überschneidungen der Story zu Thor Ragnarok aufzeigt* und den Punkt macht, dass Black Panther der erzählerisch stärkere Film ist, weil er nicht lustig ist. Ich weiß jetzt nicht, wie es euch geht, aber ich fand das ein weeeeenig unfair, weil es schon ziemlich Äpfel mit Birnen vergleicht:
- Ohne zu weit vorgreifen zu wollen, lasst uns kurz festhalten, dass Black Panther ein Origin-Film ist, der sich mit der grundlegenden Identitätsfindung seines Helden beschäftigt, während Thor Ragnarok der dritte Teil einer Reihe ist. Hier sind also die tragische Backstory und die grundlegenden Identitätskrisen schon abgehandelt und jetzt kann/darf man ein wenig Spaß mit den gelegten Grundregeln haben. Dass beides Marvel Filme sind, sollte nicht der einzige Anpack sein zu behauten "und deshalb sind sie in Form und Funktion gleich und vergleichbar"- das ist genauso merkwürdig unfair wie zu sagen "Moana macht nur dumme Kokosnusswitze und Frozen war ja so viel besser" nur weil es beides "Prinzessinnenfilme" sind.
Thor Ragnarok nimmt sich nicht die Zeit seinen Helden ausgiebig darum trauern zu lassen, dass viele seiner Landsleute (und seine Freunde, aber das weiß er intime noch nicht) getötet werden, weil es die meiste Zeit darum geht die noch Lebenden zu retten. Das ist ein grundlegendes "Problem" von plotgetriebenen, Actionlastigen Filmen - personal is not the same as important, heißt eben auch, dass Gefühlsbewältigung zurückstehen muss, wenn noch Bösewichte zu verprügeln sind.
Und apropos Bösewichte: Auch hier versucht der Film (in meinen Augen) nicht im Geringsten mit den "menschlicheren Bösewichten" der umgebenden beiden Filme mitzuhalten. Hela bekommt zwar eine Backstory, aber sie ist im Grunde eine "Entität", die nur Krieg und Tod verkörpert. Dass sie verraten wurde und daher Rache will, ist ein etwas dünnes Argument sie mit Killmonger zu vergleichen, weil diese rudimentäre Charakterisierung trifft auf 99% aller Bösewichte everywhere zu und sie bekommt weder einen "ok vielleicht hat sie ja einen validen Punkt", noch einen Redemption Moment, weil...ähm...naja eigentlich ist sie mehr oder minder Godzilla in einem echt coolen Kostüm.
Ich möchte also der Fairness halber festhalten: Die Auseinandersetzung mit diesem Schwarz-Weiß-Konflikt bietet sich für tiefsinniges Charakterdrama wenig an - vielen Menschen gefällt die Marvel-Art von Humor einfach trotzdem nicht (wobei das MCU diese Art von Action-Helden-Humor bei Weitem nicht erfunden hat) und das ist als subjektives Geschmacksurteil ja auch völlig zulässig. Aber können wir vielleicht aufhören alles was uns nicht gefällt, oder was wir anders erzählt hätten als "erzählerisch schlecht", "unlogisch", oder "Plothole" zu deklarieren?

4. If you want to send a message, call Western Union...
Ich habe einen einzigen Punkt abzuziehen in dieser Rezi, weil mir die "Asgard is not a place, but a people" message zu sehr mit dem Holzhammer eingeprügelt wird. Das hat allerdings weniger damit zu tun, dass die message an sich schlecht ist, sondern eher mit dem Timing:
Es wäre total nett gewesen diesen Aha-Moment als Endpunkt für Thors Character Arc zu verwenden - und es hätte auch gepasst, denn seine Figur hatte ja auch den "lerne dich mehr um andere zu kümmern" Auftrag in den letzten Filmen. Der Film sabotiert das aber komplett, indem Thor schon ganz zu Anfang versucht Valkyrie mit diesem Argument zu rekrutieren. Also ist das am Ende keine Einsicht, die ihm nach einem Lernprozess kommt, sondern eher so das "ich hab's ja gleich gesagt", was irgendwie den kompletten Effekt für mich verpufft...
Und da ich mich gerne spoilern lasse, habe ich in der Hinsicht auch schon ein paar negative Vorahnungen zu Infinity War, aber wie schon zuvor, wird das das dann das Problem von Inifinty War sein.

Unterm Strich bleiben also 4 von 5 Space-Orgeln übrig und ich hatte Spaß mit diesem Film. Your mileage may vary.;-)

* Eigentlich hat Black Panther für mich mehr mit Spiderman gemeinsam, aber wie ich schon eingangs erwähnte, sind Marvel Filme auch nicht besonders vielseitig, wenn man sie auf Thema und Message runterbricht, was jetzt nur eine neutrale Feststellung sein soll.

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