Ich habe noch einen kleinen Nachtrag zum Thema Tudor, auch wenn es diesmal keine Biographie ist - und glücklicherweise auch kein Roman, der den Anspruch erhebt die bessere Historie zu sein. Nein, ich werde niemals aufhören darüber zu schimpfen wie sehr mich The Other Boleyn Girl aufreget, falls ihr das gehofft hattet...;-)
Hilary Mantel hat aber ja glücklicherweise ein besseres Gespür dafür was historische Fiktion leisten kann und was nicht, also lasst uns kurz über das Hörbuch zu Wolf Hall sprechen, gelesen von Simon Slater:
Tudor England. Henry VIII is on the throne, but has no heir. Cardinal Wolsey is charged with securing his divorce. Into this atmosphere of distrust comes Thomas Cromwell - a man as ruthlessly ambitious in his wider politics as he is for himself. His reforming agenda is carried out in the grip of a self-interested parliament and a king who fluctuates between romantic passions and murderous rages.
Ich war immer schon ein großer Fan der Cover für diese Serie, aber die Tudor-Rose auf Rot gefällt mir mit Abstand am besten - ist jetzt nur so eine Anmerkung am Rande, aber ich wollte es mal erwähnt haben. Wir haben ja viel über Cover gesprochen in den letzten Monaten und meistens ist es eben doch so, dass eine gute Idee schon die halbe Miete ist, auch wenn man sich alle flashy Photoshop Magic verkneift.;-)
Prinzipiell hat sich an meiner Einstellung zum Buch seit 2016 nicht viel geändert. Ich erwarte von meiner historischen Fiktion weniger, dass sie mir jedes Detail über-erklärt - das ist meist eher so ein Ding von Autor*innen, die beweisen wollen, wie viel sie recherchiert haben - sondern mir die "Atmosphäre" einer Zeitepoche einfängt und mir die Personen erlebbar macht, die sie bevölkern. 100%ige Faktentreue ist dabei gar nicht so mein Qualitätsmerkmal - solange man sie nicht behauptet, wo sie nicht stattfindet - sondern, ob eine plausible Geschichte dabei herumkommt. In dieser Version des Tudor Hofes ist Anne Boleyn also eher so eine Type A Personality, Thomas Moore ein misogyner Selbstkasteier und Henry ein unsicherer Überkompensierer. Und innerhalb der Geschichte macht das auch Sinn, man sollte nur nicht sein historisches Wissen auf Romanen aufbauen wollen - wenn man wissen will wie die "objektive" (so es das denn gibt) Geschichte aussieht, wird man sich um die trockenen Sachbücher nicht herumdrücken können. #sorrynotsorry ;-)
Mein einziges Manko für das Hörbuch ist allerdings, dass sich der Schreibstil irgendwie nicht so richtig dafür eignet - zumindest fand ich es auf dauer etwas anstrengend. Die Erzählstimme der Geschichte ist sehr knapp und schlicht gehalten und an sich funktioniert das auch, aber der Erzähler hatte eine ziemliche Aufgabe diese abgehackte Ansammlung von Hauptsätzen interessant vorzulesen (was jetzt kein Vorwurf sein soll). Manche Bücher gewinnen eben durch das Hörbuchformat, aber hier glaube ich werde ich erstmal die anderen beiden Bücher als Paperback lesen.
4 von 5 Bibelseiten ist das aber schon wert, oder?;-)
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