Ich bin ja immer noch auf der Suche nach "dem" Sachbuch zum Thema Piraten, sowohl im rein historischen, als auch kulturgeschichtlichen Sinne und bisher habe ich es noch nicht wirklich gefunden. So rein von der Konzeption kommt dieses aber nah ran, ich hab nur wie immer ein bisschen was zu meckern.;-)
Aber erstmal, worum geht es in: Under the Black Flag: The Romance and the Reality of Life Among the Pirates von David Cordingly
This rollicking account of the golden age of piracy is packed with vivid history and high seas adventure. David Cordingly, an acclaimed expert on pirates, reveals the spellbinding truth behind the legends of Blackbeard, Captain Kidd, Sir Francis Drake, the fierce female brigands Mary Read and Anne Bonny, and others who rode and robbed upon the world's most dangerous waters. Here, in thrilling detail, are the weapons they used, the ships they sailed, and the ways they fought—and were defeated. Under the Black Flag also charts the paths of fictional pirates such as Captain Hook and Long John Silver. The definitive resource on the subject, this book is as captivating as it is supremely entertaining
Ich muss gestehen, ich war nach der Einleitung schon versucht das Buch wieder wegzulegen - habe es dann aber nicht, was sich im Nachhinein als gut herausstellte, aber dazu gleich - denn der Autor fing mir persönlich mit einer sehr moral high horse Predigt darüber an, dass wir ja Piraten alle nur mögen, weil wir die Grausamkeiten ignorieren, die zu diesem Leben dazugehörten und quasi nur unsere Long John Silver Romantik bestätigt sehen wollen ... und ich so ... Speak for yourself?
Klar, ist Romantisierung in vielen historischen Kontexten ein Problem, aber dieses "ich hab das durchschaut und du bist nur zu dumm, bis ich es dir erkläre" Splaining ist so gar nicht mein Fall.;-) Vor allem, weil er sich dann im nächsten Kapitel sehr "uuhh how very adventury" über Francis Drake äußert, was für mich ein wenig nach Scheinheiligkeit schmeckte. Grausamkeiten im Dienst der Krone sind also ok, da werden ja nur Ausländer umgebracht? Vielleicht zog das Argument "Freibeuter sind ja quasi Soldaten und Krieg ist ja nicht dasselbe wie Kriminelle" ein wenig zu sehr an all meinen pazifistischen Nerven, aber danach kriegt er zum Glück noch die Kurve und der Hauptteil des Buches wird sachlicher vorgetragen. Und erwähnt zum Beispiel auch mal, dass die gute königliche Marine so unfassbar grausam zu ihren Seeleuten sein konnte, dass man sich über die "Auswüchse" auf Piratenschiffen nicht wundern musste.
Insgesamt will er aber schon eher darauf hinaus, dass es viele unfassbar fiese Menschen unter Piraten gab, während andere Bücher sich ja eher auf die demokratisierenden Elemente von Piratencrews und den durchaus vorhandenen Moralkodex einiger anderer Piraten konzentrieren. Beides ist eben gleichzeitig wahr und daher empfiehlt es sich immer mehrere Bücher zum selben Thema zu lesen, weil objektive Historie eine Illusion ist.
Im Fazit kommt hier allerdings das Mansplaining nochmal zurück und wollte mir erklären, warum Frauen so gerne fiese Piraten mögen - wir wollen halt alle von Bad Boys schlecht behandelt werden und so - was meine Augenbrauen schon wieder an den Haaransatz getrieben hat, aber gut. An sich gibt es hier aber ein paar der Ausführungen zur Überlappung von Historie und Fiktion, die ich mir von Why We Love Pirates gewünscht hätte. Wenn man jetzt noch den nervigen Predigttonfall hätte weglassen können...oh well hätte hätte und so. 3,5 Augenklappen kann ich trotzdem schon rechtfertigen.;-)
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