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18.11.2022

Love & Thunder. Oder auch: Es muss nicht alles für jeden sein

Ich ertappe mich immer öfter dabei, dass meine Reaktionen zu MCU Filmen dem "mainstream" entgegen zu laufen scheinen - die Filme, die irgendwie jeder feiert, finde ich meh (hallo Civil War) und die Filme, die mir gefallen, werden irgendwie zerrissen. Deswegen gibt es auch heute wieder kein oberflächliches Nitpicking-Video, in dem wir versuchen uns schlauer zu fühlen, weil wir wenig Tiefgang in wenig tiefgängig gemeinten Medien finden konnten, sondern nur den Trailer. 


Vielleicht machen wir das jetzt auch einfach zum Standard, je älter ich werde, desto weniger Geduld habe ich für "lustige" Medienanalyse. Läuft immer öfter doch nur darauf hinaus, dass irgendwer eine Statue gebaut haben will, weil er Ding XY doof findet. Früher war das vielleicht mal prätentiös - was manche ja mit intellektuell verwechseln - aber heute ist es eigentlich auch nur noch mainstream, oder? Und wer will schon mainstream sein ... *ironyoff* ;-)

Ich mochte also Love and Thunder, um das nochmal gesagt zu haben und vermutlich hat das mehrere Gründe:

1. Ich habe das Humorzentrum eines 4jährigen und kann auch über den 100. Ziegenwitz noch lachen. Und ich weigere mich das als schlechte Eigenschaft anzuerkennen! Ehrlich, wisst ihr was für ein Segen es im Jahre 2022 ist, wenn man leicht zu amüsieren ist?? Nennt mich ruhig kindisch, oberflächlich, seicht, was weiß ich, aber ich höre da nur Neid. ;-)

Und 2. liegt es vielleicht daran, dass ich die MCU-Filme lieber mag, die gar nicht erst so tun, als hätten sie eine tiefgründige Botschaft (weil das in der Zeit und den Plotpunkten, die das Medium vorgibt meistens eh nicht funktioniert, die Nagellacktiefe der "politischen Debatten" aus Civil War regt mich heute noch auf^^), oder würden irgendeine Art von brutalem Realismus zeigen (ein Anspruch, der für das Genre Götter & Superhelden irgendwie unfreiwillig komisch ist, oder?). 

Ich habe also nichts gegen Filme, die eine lustige Actiongeschichte mit ein wenig Charakterkram erzählen und sich dabei nicht so furchtbar erst nehmen, denn alles am Genre ist irgendwie schon melodramatisch und kitischig und je mehr man das zu verleugnen versucht, desto schlimmer wird es. Für mich wohlgemerkt, jede/r darf das gerne anders sehen, aber dann müssten wir uns zumindest darauf einigen können, dass "das hätte ich anders gemacht/gewollt" und "das ist schlecht" zwei verschiedene Dinge sind - eine Fähigkeit zur Unterscheidung, die dem Internet-Diskurs TM gewöhnlich abgeht, aber hier sind wir ja unter uns. ;-)

Und wenn man schon einen Diskurs anfangen wöllte, fände ich die Unterhaltung darüber, dass der dystopische Maus-Konzern seine Special Effects Menschen mies bezahlt und unter gewaltigem Stress arbeiten lässt, nur um dann "Werbevidoes" mit Taika Waititi zu machen, in denen wir uns über die schlechten special effects lustig machen, um uns - so self-aware & #relatable - bei den Internet-Motzköfen anzubiedern, irgendwie sinnvoller. Bur maybe that is, as always, just me.^^

Für mich persönlich fühlte sich dieser Film tatsächlich "runder" an, als die letzten 2, weil ich keine (in der Hintergrundwelt angelegten!) schwarzen Logiklöcher finden konnte, aber auch die Story emotional nachvollziehbarer war. Ja, die Auseinandersetzung mit dem Thema Krebs & Sterben ist genauso tiefsinnig, wie Wandas Nicht-Trauerbewältigung, aber aus Jane wird wenigstens kein stumpfer Zombie. Und ich tue mich sogar schwer damit die Witze über ihre Krankheit geschmacklos zu finden, weil sie sie großteilig selber macht - und das ist genau die Art, wie ich mit Krankheit und Schmerzen (meinen eigenen, nicht denen von anderen Leuten!) umgehe und ich reagiere sehr allergisch darauf, wenn man mir sagt, dass ich das nicht darf. Fiktionale Figuren sind nicht dasselbe und so, ist mir klar, aber wollte ich mal erwähnt haben.

Und am Ende des Tages habe ich halt eine Schwäche für Pärchen-Kampfszenen und Patchwork-Familien, was soll ich sagen. ;-)

Der einzige Kritikpunkt, dem ich vollkommen zustimmen würde, ist wohl, dass hier auch wieder eine furchtbare Verschwendung interessanter Bösewicht-Charaktere stattfindet. Warum darf ausgerechnet Thanos, der lila Typ, der seinen VWL-Kurs missverstanden hat und deswegen Genozit toll findet, eine ganze Reihe von Filmen bekommen, aber Bösewichte mit viel mehr Potential nicht? Oh well ... hätte ich anders gemacht, lassen wir es dabei.

Am Ende einige ich mich mit mir selbst auf 4 von 5 Schnurrbärten, weil ich noch Luft nach oben gesehen habe (tue ich aber bei fast allem, was ich so konsumiere, daher...;-), aber mich gut unterhalten fühlte. Und mehr will ich eigentlich nicht, nennt mich zu genügsam von mir aus.

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