Sind wir nicht alle ein bißchen Tudor?
Sorry für den schlechten Witz, aber ich hab noch nix gefrühstückt heute - eine Nebenwirkung von "How To" Einträgen, man ist vorher so beschäftigt, dass man sowas schonmal vergessen kann...;)
Bei der Nahrungsaufnahme hänge ich also vielleicht ein wenig hinterher, dafür bin ich erstaunlich weit gekommen mit meinem neuen Spielzeug-Projekt: Wir basteln uns ein Tudor-Kleid! (siehe links...naja ganz so wirds vermutlich nacher nicht aussehen, aaaaber ähnlich hoffentlich!;)
Dieses mein neues Handarbeitsprojekt ist mein Yulegeschenk an mich selbst und ich freu mich, wie ein ein kleines Kind über 'ne Badewanne Schokolade!;D
Aber zur Sache, wie fängt man sowas an:
Wer mich schonmal nähen gesehen hat, kann vielleicht verstehen (die Anderen glauben's mir einfach so^^;), dass ich mir gerne etwas Arbeit erspare, was die Grobarbeiten angeht - fertige Kleider ändern ist immer angenehmer, als bei 0 anzufangen...es geht auch schneller...;)
Nun gibt es aber nur einen sehr kleinen Markt für Renaissance und Tudor Gardarobe (ebay, was sonst) und das Meiste davon kostet mehr, als die verwendeten Materialien rechtfertigen und/oder die durchschnittliche Portokasse für solche Spielereien übrig hat. Wenn man sich aber klar macht dass wir bei Renaissance und Früh-Tudor von 1450-1550 sprechen, kommt einem vielleicht die Idee mal bei einschlägigen Mittelalter-Läden vorbeizuschauen - mit Mittelalter und Fantasykram wird man glücklicherweise fast totgeprügelt.
Wichtig hierbei sind nur 3 Dinge:
- Die Ärmel (so weit wie möglich, siehe Überärmel auf dem Foto)
- Die Halslinie (rechteckig)
- Die V-Form des Oberteils
Der Rock sollte möglichst weit geschnitten sein, aber für das etwas bescheidenere Kleid ist ein Saumumfang von 4-5m durchaus in Ordnung (das sieht weniger aus, als es klingt, wirklich!;).
Meine Vorlage (siehe Fotos) kommt aus den USA und hat (Dollarkurs sei Dank) so ca. 70€ gekostet, was für Baumwollsamt und Spitze ein recht guter Preis ist.
Das Paket aus den USA wird wohl noch ein wenig unterwegs sein, was aber erstmal nichts macht, denn um der Vorlage nahezukommen, brauchen wir erstmal einen Unterrock und die Innenärmel. Ärmel haben manchmal ziemlich doofe Ohren, deswegen hatte ich da noch keine Lust drauf;), aber einen schlichten Rock nähen, kann wirklich jeder!
Man nehme:
- ca. 3m Stoff (150iger Breite) - für meine Größe (105cm Taille-Boden)
- Zeitungspapier
- Schnürsenkel oder ein anderes hübsches Band;)
- Borte, Spitze, Stickereien, was man so mag, alles optional
Schritt 1: Man bastle sich ein Schnittmuster!
Da der Rock nacher in der Taille gerafft wir, braucht man hier keine genauen Maße - je weiter man den Rock macht, desto mehr bauscht er sich nacher. Normalerweise ist alles zwischen 10 und 20cm für die obere Weite ausreichend. Dann messen wir wie lang die Stoffbahn sein muss, um ein entsprechendes Stück Zeitungspapier zusammenkleben.
Das Keil-Muster auf das Zeitungspapier übertragen (so gerade wie möglich;) - das untere Ende des Keils sollte mindestens(!!!) doppelt so breit sein, wie das obere, je breiter der Keil, desto weiter der Rock. Ausschneiden und fertig ist das Schnittmuster. Den Stoff doppelt legen und das Muster 3-4x ausschneiden (je nachdem wie oft es passt).
Schritt 2: Nähen...
Die Stoffbahnen stecken, grade zusammen nähen und oben und unten säumen. Ein Reststück Stoff doppelt nehmen und einen langen Stoffschlauch nähen (wird nacher der Bund). Oberes Rockende und Bund aneinanderpappen und festnähen. Schon ist der Rock eigentlich fertig!
Schritt 3: Der letzte Schliff!
Alles was jetzt noch fehlt, sind das Bund-Band (hier ein Schnürsenkel) und ein paar kleine Verzierungen (die Tudors waren nicht die sparsamensten Welchen;). Das Band am besten an eine Häkel- oder Stricknadel binden (wenn man beides grade nicht da hat, funktioniert auch ein Drumstick total gut...;) und durch den Bund schieben. Danach soviele Nähte verzieren, wie man Zeit, Lust und Borte hat. Fertig!
Dieses einfache Rezept für einen weiten, schwingenden Rock funktioniert übrigens auch für kurze Röcke und/oder Alltagstaugliche und geht wirklich schnell (ca. 4 Arbeitsstunden und das rechnet die 2 Nähte mit, die ich wieder aufmachen musste.;).
Es lohnt sich also vielleicht das mal auszuprobieren, sollte euch mal ein besonders hübscher Stoff unterkommen!:)
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