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12.11.2018

Abhorsen. Oder: The Art of Epilouge

Soooo neue Dinge auf dem Blog - bzw. genau 2. Es gibt ein neues Header Bildchen (ich hoffe es gefällt, war eine Fingerübung auf dem Weg zu anderen, spannenden Photoshop-Dingen, die da bald kommen werden!;-) und einen Twitter-Follow-Button. Jaaa, ich gebe es zu, nachdem ich mich Jahrelang geweigert habe, hat man mich am Ende doch überzeugt, dass Twitter ein Versuch wert sein könnte. Schauen wir mal wie es läuft und wenn euch interessiert, was ich an 140Zeichen für teilenswert halte, da ist der Knopf, einfach klicken und so, ne?
Und jetzt ende der Werbe-Einblendung und auf zum heutigen Thema:

Es ist mal wieder ein Buch vom To-Read Stapel an seinen Ehrenplatz in meinem Bücherregal gewandert - ja, mein To Read Stapel ist kein Besandteil meines Bücherregals, wenn ich neue Bücher da einsortieren würde, hätte ich innerhalb von 5 Taggen vergessen, dass ich sie noch gar nicht gelesen habe...;-) - und passt gerade gut, denn wir können über Set-Up und Pay-Off sprechen!
Aber erstmal: Worum geht es eigentlich?

The Abhorsen Sabriel and King Touchstone are missing, leaving only Lirael—newly come into her inheritance as the Abhorsen-in-Waiting—to stop the Destroyer. If Orannis's unspeakable powers are unleashed, it will mean the end of all Life. With only a vision from the Clayr to guide her, and the help of her companions, Sam, the Disreputable Dog, and Mogget, Lirael must search in both Life and Death for some means to defeat the evil destructor—before it is too late. . . .
Geht das nur mir so, oder habt ihr auch diese instinktive Abneigung gegen Klappentexte, die in "dramatische Ausblende Pünktchen-Pünktchen-Pünktchen" enden...? Ich bin kein Genie was Klappentexte angeht, aber traurigerweise die Leute, die dafür bezahlt werden manchmal auch nicht. #WhatsYourExcuse? ;-)

Und bevor wir jetzt mal drüber sprechen wie das (vorläufige? Ich weiß nicht genug über Buch 4...) Finale der großen Saga so war, lasst mich kurz eine Erklärung einfügen wie Set-Up und Pay-Off so funktioniert:




Als ich sagte "das passte gerade gut", meinte ich damit, dass als ich gerade dieses Buch auslas wir - im etc und auch außerhalb - gerade oft über Drehbücher sprachen, über Handlungsstränge und Pay-Off, also wie bringe ich Zuende was ich angefangen habe. Und das ist ja nun die Frage, die sich immer so stellt bei jeder beliebigen Geschichte, no?;-)

Im Drehbuch (nicht meine Kunstform, aber das ist auch keine kontroverse Information) geht man üblicherweise von der 3er-Regel aus. Dinge, die einem 3-stufigen Einführung-Erinnerung-Auflösung Ablauf folgen werden vom Zuschauer als zufriedenstellend empfunden.
Folding Ideas hat ein ganzes Video, das sich damit beschäftigt, warum Suicide Squad ein schrecklicher Film ist (handwerklich gesehen), aber mein Liebslingsbeispiel beschäftigt sich mit der Rule of 3 und wie man sie aus reiner Faulheit oder Inkompetenz verkackt:

1. Charakter XY wird vorgestellt als "hat einen Fetisch für rosa Einhörner" because that's funny, get it?
2. Dann erinnern wir die Zuschauer 1-2x daran, dass ihm sein rosa Einhorn-Plüschtier wichtig ist, weil es verloren und wieder in die Jacke gesteckt wird.
3. Wenn Charkter XY also ein Messer in die Brust abbekommt, denkt man sich (wenn man das automatische "wenn es meine Geschichte wäre" zum verrecken nicht abstellen kann, egal was man tut): 'Haha! Er ist nicht tot, denn sein rosa Einhorn wird ihn retten!'

Und dann zieht Charakter XY ein Bündel Geldscheine aus der Tasche und das Einhorn ward nie wieder gesehen. Ja, es gibt Dinge wie 'Unterwanderung von Erwartungen', aber das bezieht sich nicht auf Continuity Fehler, die ohne Kontext einfach so auftauchen. DAS ist einfach handwerklich schlecht und eignet sich hervorragend zu illustrieren, dass, ja, die 3er-Regel hätte ich als zufriedenstellend empfunden. Too bad, movie, too bad...;-)

Nur was zur Hölle hat das jetzt mit unserem Abhorsen zu tun? #WorstNamEver
Es hat damit zu tun, dass die "Saga" diese 3er-Regel einerseits extrem gut und andererseits extrem (für mich ymmv) unbefriedigend löst. Und daher geht es heute um Pay-Off und the Kunst des Epilogs.:-)

1. Extrem gut - Dinge funktionieren!
Mein Lieblingsbeispiel für Dinge, die einfach extrem gut und nicht gestellt oder nicht gezwungen aufgebaut werden (und ich versuche mal nicht zu viel zu spoilern) ist die schwierige Beziehung zwischen Sabriel und Mogget bzw. Mogget und "dem Abhorsen" (es ist ein Titel) in general.
Diese Beziehung wird so vielschichtig, aber konsequent aufgebaut, dass es im großen Finale nur einen Nebensatz brauchte, um mich in Begeisterungskichern ausbrechen zu lassen.
Seriously, Mogget taucht auf, er wechselt einen Blick mit Sabriel und weil wir WISSEN was das bedeutet und was dahintersteckt, ist es ein epischer Pay-Off Moment in weniger als 10 Worten oder so. Bonuspunkt für Set-Up und Pay-Off!

2. Extrem unbefriedigend - ich will keine Fanfiction schreiben!
Frustrierend im Lichte dieses "ich weiß, dass er das kann, damn it!" ist es dann dazu zu kommen, dass der Autor wiiiirklich was dagegen hat seinen Charakteren iiiirgendeine Form von Closure zu gönnen. Buch 1 endet buchstäblich Sekunden nach dem großen Showdown mit dem "oha ich lebe noch, erstaunlich!" von Sabriel. Kein Acknowledgement der Tatsache, dass die Welt immer noch mehr oder minder auseinanderfällt, ihre Romance grade erst angefangen hat, niiieeemand eine Ahnung hat wie es jetzt weitergeht und der Raum buch!stäb!lich! mit Blut und Leichenteilen gepflastert ist. Da ist halt Ende.
Und ich so: Ok keine Panik, es ist Buch 1 von 3, das wird schon.
Habt ihr die Rezi zu Lirael gelesen? Falls ja, lacht ihr vermutlich schon, falls nicht, how dare you?!;-)

Buch 2 endet mitten in der Story, ich hatte das Gefühl eventuell war es sogar eher eine Verkaufstechnische Entscheidung da 2 und 3 draus zu machen, denn die Geschichte läuft mehr oder minder in Einem durch...
Und ich so: Ok keine Panik, Sabriel war das Prequel, DAS hier ist unsere Hauptstory und es gibt ja noch Buch 3.

Und was soll ich sagen? Buch 3 endet endet buchstäblich Sekunden nach dem großen Showdown mit dem "oha ich bin noch nicht ganz wirklich tot, erstaunlich!" von Nikolas (oder auch 1. Nebencharakter von Links). Kein Acknowledgement der Tatsache, dass die Welt immer noch mehr oder minder auseinanderfällt, Lirael eine merkwürdige "wir kennen uns nicht, aber" Romance bekommt, niiieeemand eine Ahnung hat wie es jetzt im globalen, politischen Zusammenhang weitergeht und die Gegend buch!stäb!lich! mit Blut und Leichenteilen gepflastert ist. Da ist halt Ende.

Ja, ich weiß, es ist zu offensichtlich, um Zufall zu sein, aber nnnnargl!;-)
Auch bewußt getroffene Entscheidungen muss man nicht mögen und dieses "Ich will aber wissen wie es ausgeht, manno!" hat mich ein wenig um den sonstigen Genuss gebracht...
4 von 5 Blitzableiter sind damit allemal drin, aber um den subjektiven Abzug komme ich einfach nicht rum...ich bin halt sentimental und will wissen, dass es den Figuren am Ende gut geht, ist das so falsch?!;-)

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