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09.11.2020

Gone Girl. Oder auch: Mein Problem mit den "genialen" Kriminellen

Wir machen in dieser Woche einen kleinen "Thriller mit weiblichen "Mastermind-Kriminellen" Exkurs, weil wir in kurzer Folge sowohl Gone Girl, als auch A Simple Favor gesehen haben, die viele Überschneidungen aufweisen, aber sich im Ton doch sehr unterscheiden.

Gone Girl stand dabei schon seit ewigen Zeiten auf meiner Filmliste, während ich von dem anderen Film noch nie gehört hatte, aber das heißt leider nichts, wie wir gleich sehen werden. Ja Spoiler, ich weiß, aber ich mag halt keine Plot-Twists.;-)

Bis dahin gönnen wir uns einfach mal das schlaue Video für heute - selbst wenn man einen Film, ein Buch oder sonstetwas nicht wirklich mag, kann man ja glücklicherweise immer noch etwas lernen!


Das Buch zum Film ist natürlich auch sehr gehyped, interessierte mich immer weniger, weil es mir angepriesen wurde als "wirklich guter Thriller", was bei mir auf das Problem stößt, dass ich keine Thriller lese, weil ich auch die guten meistens ziemlich konstruiert und langweilig finde, wenn man nicht auf Plot-Twists steht.

Sollte der Film aber eine gute Adaption sein - vielleicht lese ich das Buch ja mal, um das rauszufinden - dann leidet er leider an einem ähnlichen Problem, wie viele Sherlock Holmes Geschichten: 

Ein Charakter wird uns als Mastermind präsentiert, aber die ganze Genialität der Figur besteht darin, dass ihre Autorin die Geschichte so strickt, dass ihr niemand wiederspricht und sich alle ihre Pläne einfach umsetzen lassen, so dass sie natürlich niemals Unrecht hat.

Hier besonders bizarr, weil die Handlung das "sie hat ihre Ermordung nur vorgetäuscht" nicht zum Climax macht, sondern quasi zum Midpoint Turn. Das heißt danach geht es nur noch darum, ob sie damit durchkommt. Was ihr gelingt, aber mehr oder minder nur deswegen, weil sich die ganze Geschichte an ihre Regeln hält:

- Ihr Mann ist zu dumm oder zu fantasielos um sie "auffliegen" zu lassen.

- Er besorgt sich sogar einen superteuren Anwalt, um dann nichts von dem zu tun, was der ihm rät, weil dann würde ja der Plot nicht aufgehen.

- Die lokalen Cops sind so unfassbar unfähig, dass sie eigentlich die ganze Zeit nur daneben stehen und den Plot passieren lasssen. Sie lassen netterweise sogar ihren Hauptverdächtigen 2x durch das halbe Land fliegen, um Hinweisen nachzugehen, weil sich die Chef-Ermittlerin "noch nicht ganz sicher ist, ob er schuldig ist". Ich glaube nicht, Tim.

- Die geniale Kriminelle ist dumm genug sich mit irgendwelchen Junkies "anzufreunden" (es wird eigentlich etabliert, dass sie sich mit Menschen nur anfreudet, um sie zu benutzen, aber der Film erklärt uns in diesem Fall nicht was zur Hölle sie von diesen Figuren hätte wollen können, daher....), ihren Masterplan-Kalender offen an die Wand zu hängen und einen riesigen Batzen Bargeld bei sich zu tragen, damit die Junkies sie ausrauben können. Alle diese Dinge sind leider notwendig, damit der Plot funktioniert, denn sonst hätte sie ja nie ihren creepy Ex anrufen müssen sie zu retten, also müssen wir das wohl so hinnehmen.

- Ihre ganze Entführungsstory um creepy Ex ist dann auch hopplahop improvisiert und damit passt eigentlich an ihrem ursprünglich inzinierten "er hat mich ermordet" Tatort nichts mehr zusammen, aber das FBI ist zu unfassbar inkompetent und zu sehr damit beschäftigt sie anzuhimmeln, um das zu hinterfragen

- Niemand erklärt ihr was ein News-Cycle ist und dass ihre "du kannst mich nie wieder verlassen, denn sonst mache ich dir in der Presse auf ewig dein Leben madig" höchstens für 3 Wochen funktionieren würde, weil sich danach niemand mehr für ihren blassen Arsch interessiert

Unterm Strich funktioniert also ihr "genialer" Plan vor allem deswegen, weil sich alle anderen Figuren im Film willenlos auf den Rücken rollen und sie gewinnen lassen. Kann man machen, ist aber eher so...mäh.

Immerhin hat der Film uns Gesprächsstoff gegeben 2 ganze Spaziergänge darüber zu motzen, daher ist das Unterhaltungspotential schon vorhanden, aber mehr als 2 von 5 Kasperlefiguren ringe ich mir dafür nicht ab. Thriller sind scheinbar halt doch nicht meins, oder diese Adaption war irgendwie überhyped...aber wahrscheinlich liegt es an mir.;-)

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