Ich habe ja bestimmt schonmal erwähnt, dass der sogenannte "kreative Schaffensprozess" so seine Tücken und Schlaglöcher hat. Nicht nur, dass man von Inspirations- und/oder Motivationslöchern hinterrücks angefallen werden kann - nein, auch wenn es grade gut läuft, ist noch nicht alles in densprichwörtlichen "trockenen Tüchern".
Ich schaffe es beispielsweise regelmäßig mich selbst zum Weinen zu bringen - gut, das an sich ist jetzt vielleicht kein Skill, den man nur als Schreiberling entwickelt, aber an sich schon etwas nervig.;)Trotzdem passiert es mir in regelmäßigen Abständen, dass es mir nach dem Schreiben einer Szene oder eines Dialoges richtigehend psychisch schlecht geht, entweder weil gerade etwas trauriges geschrieben werden muss, oder weil ich gerade wieder feststelle was für ungemein fiiiese Ideen und/oder Figuren ich mir ausdenken kann...wobei Letzteres wohl auch manchmal der Sorge um meine geistige Gesundheit entspringt und nicht nur darin begründet ist, dass man manchmal nur schwer den emotionalen Abstand zu seinen eigenen Ideen wahren kann...;)
Heute zum Beispiel musste ich einen "Abschied für immer" Dialog hinkriegen, was an sich schon schwierig genug ist, wenn man das Kitschometer nicht zum explodieren bringen will, aber was nicht leichter wird dadurch, dass man die ganze Zeit selber einen Kloß im Hals hat. Vielleicht bin ich doch zu nah am Wasser gebaut...T. was sagst du dazu?;)
Was mich allerdings zu der etwas konfus wirkenden Überschrift dieses seltsam unzusammenhängenden Beitrags bringt ist: Wie kommt man aus diesem finktionalen Stimmungstief möglichst schnell wieder raus?
Da wir alle keine romantic-junkie-poets sind, die sich vielleicht in so einer Situation erstmal 5Tage ihrer wohlinzenierten Weltschmerzdepression hingegeben hätten, muss man ja über sowas mal nachdenken, oder?
Ansonsten fällt es nämlich nicht nur schwer seinen Arbeitsprozess durch so lästig, notwendige Dinge, wie Wäschewaschen oder Kochen zu unterbrechen (Junkie-Poet-Emos hatten bestimmt alle Haushälterinnen^^), es tut dem Überarbeitungsprozess des Textes auch nicht gut, wenn man keine Distanz aufbringen kann. Und das sage ich, die ich sowieso schon auf eine genialistische Assistentin angewiesen bin, weil ich manchmal den Text vor lauter Satzzeichen nicht sehe!;)
Mir hilft bei sowas am besten Musik hören, darum habe ich eine "Sad" Playliste, auf der Songs sind, die ich höre, wenn ich aufgeheitert werden will. Für mich klingt das logisch, aber ich durfte letztlich feststellen, dass scheinbar viele Menschen in so einer Playliste traurige Musik erwarten...
Mir ist das nicht ganz einleutend, daher würde ich das gerne mal zur Diskussion stellen: Warum sollte ich traurige Musik hören, wenn ich eh schon traurig bin? Ich möchte ja auf dem schnellsten Weg weniger traurig sein, oder bin ich jetzt mal wieder zu einfach gestrickt?;)
Traurige Musik hören, wenn man sich eh schon schlecht fühlt, hat für mich was von Suhlen in Selbstmitleid, das mir leider ziemlich unverständlich ist, aber vielleicht übersehe ich ja eine wichtige Komponente, ich will das auf keinen Fall ausschließen...
Vielleicht verpasse ich ja auch was, denn eigentlich habe ich ja so überhaupt keinen Bedarf für traurige Musik und habe daher auch eigentlich keine...I don't see the point, wie man so schön sagt.;)
Also erleuchtet mich, bitte!
So und da ich mich jetzt erfolgreich für eine halbe Stunde ablenken konnte, werde ich jetzt mal den ersten Überarbeitungsvorgang starten - blogger sei Dank!;)
Hi, Ela ;-),
AntwortenLöschen>Vielleicht bin ich doch zu nah am >Wasser gebaut...T. was sagst du >dazu?;)
*g* Nun, wie soll man denn derart gefühlvolle Szenen schreiben, wenn man nicht mitfühlt? Und dass daraus keine Kitsch-Szene resultieren sollte, kommt - zumindest für mich - eh erst beim Überarbeiten. Als ich früher noch häufiger Szenen solcher Art (viiiieeel Gefühl ;-)) geschrieben habe, habe ich auch über dem Papier gesessen und heftigst mitgelitten, was meine arme Protagonistin durchstehen muss - obwohl ja ICH es war, die ihr all das antat. *g* Vielleicht sind Autoren ein kleines bisserl schizophren. *g* Vielleicht müssen wir das sein, denn immerhin schreiben wir ja das, was wir gleichzeitig bedauern. Wir brauchen also gleichzeitig Nähe und Abstand zur selben Situation. Ich nenne es mal "autoritative Schizophrenie" - oder so. *g*
Sorgen würde ich mir also nicht machen, wenn das Erleben der Protagonisten mich mitnimmt und auch weinen lässt - sondern wenn
es mich so mitnimmt, dass ich nicht imstande bin, die Szene zu SCHREIBEN - und das auf Dauer.
Dann ist m. E. dieses "Nähe-Distanz-Spiel" gestört.
>Wie kommt man aus diesem >finktionalen Stimmungstief >möglichst schnell wieder raus?
Also, ich kann gut nachvollziehen, dass Du auf Deiner "Sad" Playliste keine traurige Musik hast. Genau aus dem Grund, den Du auch nennst:
Man möchte ja nicht noch trauriger werden oder in dem Zustand verharren. Ich würde also auch keine traurige Musik dann hören - es gibt allerdings bei mir da eine Ausnahme: Beim Singen. ;-) Auch traurige oder besser langsame Lieder, denn Weinen und Singen zusammen GEHT EINFACH NICHT *g*! Eines von beidem kommt dann immer zu kurz. *g*
Und generell komme ich aus (nicht soo erheblichen) emotionalen Stimmungstiefs wieder raus durch:
An die frische Luft gehen, Natur betrachten, Bewegung generell, sogar Haushalt *g*, tanzen - alles, was irgendwie mit Bewegung und frischer Luft zu hat. ;-)
Liebe Grüße
T. *g*
Ich denke mal, die Erwartungshaltung, dass eine Liste namens 'Sad' traurige Lieder enthält, kommt vor allem daher, dass der Name von etwas klassischerweise den Inhalt beschreibt, und nicht das, was man damit beseitigen will. Also, jetzt mal von Hustensaft abgesehen. Der soll ja Husten beseitigen. Und so.
AntwortenLöschenIch hab einmal wegen einem Chara geheult, und zwar als C. und ich beschlossen haben, dass wir Christine in 'Die Bestie von Quévillon' exen wollen. Oh, und vorher noch bei der Demaskierung in 'Ozeane der Zeit'.
Ansonsten... ich weiß nicht, es verstört mich immer, wenn ich darüber nachdenke, dass der Maler so ein alter, kranker Sack ist und es nicht mehr lange machen wird; das reißt immer so ein klaffendes Loch in meine nichtexistente Seele. Aber das wäre auch schon alles.
Ich mag es, meine Charas zu quälen, und da ich offiziell als mulu diagnostiziert bin (it's a technical term :D), nehm ich das mal einfach so hin.
Nach dem (erfolgreichen) Schreiben geht es mir aus Prinzip immer gut. Schreiben macht mich glücklich. Je intensiver die Szene, desto besser.