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02.10.2011

Wien Tag 4: Darf's ein Stockwerk mehr sein?


Man sagt Wien ja nach, dass es ein wenig morbide veranlagt sei und vielleicht liegt das nicht zuletzt am barock-prunkvollen Totenkult - man wehrte sich zumindest zu Zeiten der Aufklärung nicht wenig, als aus Kosten- und Platzgründen wiederverwendbare Klappsärge eingeführt werden sollten...
Wenn man sich aber andererseits überlegt, dass es heutzutage immer noch Debatten darum gibt, ob es nicht sinnvoller wäre Särge aufrecht zu bestatten, um Platz zu sparen, ist das vielleicht auch gar nicht so barockes Gedankengut.;)

Ein bißchen schaurig-schönes Gruft-Feeling gab es trotz der Klappsarg Initiative heute in der Kapuzinergruft, ihres Zeichens letzte Ruhestätte fast sämtlicher Habsburger seit dem 17. Jahrhundert von Karl VI. über Maria Theresia, bis zu Sissi und Frranz.
Und nicht nur, dass man hier mein Dissertations-Thema quasi persönlich kennenlernen kann, nein, man kann auch das Sarg-Schlachtschiff von Maria Theresia im Tagelicht bewundern.
Die in jeder Hinsicht "große" Dame hatte scheinbar tatsächlich eine ausgeprägte Bungalow-Phobie und so musste - wer kann es erraten? - der kaiserliche Herold ausgeschickt werden, den kaiserlichen Aufstockungs-Beauftragten Pacassi heranzuschaffen, damit der Gruft ein Erdgeschoss werde. Man kann nur hoffen, dass die Kuppel den Klostergarten nicht allzusehr verschandelt - wir konnten das leider nicht mit eigenen Augen evaluieren!;)

Nach diesem leicht gruseligen Abstecher, konnten wir uns zur Aufmunterung dann an der Schatzkammer der Hofburg erfreuen - in der es allerdings auch schön dunkel und ein wenig gruselig war.;) Statt Prunkstatuen und traurigen kleinen Kindersärgen kann man sich hier Prunkgewänder ansehen, auch wenn die Wiege Napoleons II. einen gewissen Herzeleid-Faktor hat.
Zu den interessantesten Exponaten zählten dabei natürlich die Kaiserinsignien, die wir hier in Aachen ja leider nur noch als Duplikate bewundern dürfen, weil die frechen Habsburger einfach mal die Krone auch nach Auflösung des Heiligen Römischen Reiches nicht wieder herausgeben wollten - ein Versuch die Krone Heim ins Reich zu führen hätte uns daher bestimmt einen Orden eingebracht, wäre aber im Zuschauerandrang und gegen die stringenten Sicherheitsvorkehrungen wohl nicht zu machen gewesen...vielleicht beim nächsten Mal!;)

Den Nachmittag durften wir dann dank guter Professoren-Verbindungen im Haus-, Hof- und Staatsarchiv verbringen, dass von Außen, wie Innen genauso großartig aussieht, wie der Titel vorgibt!;) Unnötig zu erwähnen, dass man sich hier in einem Historiker-Graceland befindet, voller alter Dokumente und einzigartiger Quellenbestände. Wem es da nicht in den Fingern juckt in alle möglichen Kisten zu schauen, der hat ganz klar seinen Beruf verfehlt!;)


Highligh des Tages: Ein Abend im Biergarten und jede Menge interessanter Unterhaltungen von ernsthaft zu abstrus - und manchmal beides gleichzeitig!;) Eigentlich müsste das gemeinsame Abendessen lauter spinnerter Historiker jeden Tag als Highlight auftauchen, aber zur Würdigung der einheimischen Archiv-Spezialisten in unserer Gesellschaft hatte ich das Gefühl müsste dieses hier besondere Erwähnung finden!:)

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