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16.08.2019

Captain Marvel. Oder: Was ist eine Katze?

Sooo...onwards mit der MCU Aufholjagdt, wobei wir jetzt bei den Filmen angekommen sind, die ich (wenn auch etwas verspätet) im Kino gesehen habe. Also ist es wohl eher ein Aufhol-Spaziergang oder so...? I'm rambling...;-)

Anyway, werfen wir uns mal in das 2. Fanrage Thema der letzten Zeit, das niemand mehr hören kann (ich schließe stark von mir auf Andere;-)! Und auch dazu ein Disclaimer:
Ich kann jeden Star Wars Fan verstehen, der das ewige Gemotze über Last Jedi nicht mehr hören kann.* Daher lasst mich kurz sagen: Ich bin kein hardcore MCU Fan, aber ich mochte Captain Marvel und ich habe nicht vor das zu rechtfertigen.
Also wer zu meinen Kritkpunkten (ja, die gibt es, aber wann habe ich mal nichts zu meckern gehabt?) noch irgendwas Nuanciertes beitragen will, kann das gerne tun. Aber wer gerne über die generelle Daseinsberechtigung von Brie Larson, Mädchen-Superhelden und/oder nicht perfekten Franchise-Einträgen diskutieren will, der muss sich eine Parkuhr suchen, denn ich bin nicht bereit mir das noch weiter anzuhören. Klar soweit?

Fein, dann fangen wir mal an und stellen in bester Hollywood Storytelling Manier schonmal das schlaue Video vor, auf das wir uns dann nacher im Showdown berufen wollen!;-)



1. Entwicklungslose Charaktere Teil II
Lasst uns mal anfangen mit einem common criticism, den ich absolut nicht nachvollziehen kann:
Carol ist ein doofer Protagonist, weil sie keine Entwicklung hat.
Wir haben doch schonmal über angeblich "Entwicklungslose Charaktere" gesprochen und in den Fällen konnte ich das auch zu 0% nachvollziehen, erinnert ihr euch?
Ja, ist hier genauso. Carols Charakter hat einen Entwicklungsbogen, ein Thema und eine Flugbahn, sie ist nur eher vergleichbar mit Wreck-It-Ralph, als Black Panther (um mal einen der wenigen(!) guten Origin-Filme des MCU als Vergleich heranzuziehen).
In Wreck-It-Ralph haben wir darüber gesprochen, dass es eine zu Unrecht vernachlässigte Variante der "Charakterentwicklung" ist, wenn unser Held keine neuen Fähigkeiten entwickeln muss, um seine wahre Identität zu finden - es neues Akzeptanz-Mindset entwickeln, sich selbst so annehmen wie man ist, sich daran zu erinnern wer man ist und das dann duchzuziehen, ist genauso legitim.
Und wenn das Hinterfragen von ewigen Wahrheiten nicht das Thema dieses Films ist, dann weiß ich es auch nicht?
- Wer ist Freund und Feind?
- Was ist meine Vergangenheit und Zukunft?
-  Was macht es mit meiner Selbstwahrnehmung wenn andere ständig an mir zweifeln?
-  Sollte ich tun was andere wollen (z.B. mich "beweisen"), oder was ich will (zum Beispiel monologing villains einfach an die Wand klatschen?**)
- Und was ist eigentlich eine Katze??;-)

2. Empowerment und die einzig wahre Wahrheit
Ein anderer Einwand, den ich oft gehört habe und nur bedingt nachvollziehen kann, ist dieses "der Film will uns weismachen, dass nur Frauen, die sich wie der Terminator benehmen, Empowerment verkörpern" - was da meistens mitschwingt ist dieses "Ich finde es doof, dass so getan wird, als gäbe es nur eine Variante Feminismus richtig zu machen".
So einen Moment hatte ich im Film tatsächlich auch, aber der hatte 0 mit Carol zu tun, denn lasst es mich mal so sagen: Ist der Einwand, dass eine (äußerlich) emotionsarme Hauptfigur keine gute weibliche Empowerment Figur ist, nicht auch irgendwie ein Ausdruck der Einstellung, dass Empowerment für Frauen nur auf eine sehr limitierte Weise funktionieren kann/darf...? Geht es nicht irgendwie darum, dass man Frauen-Superhelden haben dürfen sollte, die typisch "weibliche" Charakteristiken haben, aber auch welche, die eher weniger diesem Klischee entsprechen? Ich fürchte dass dieses "Perfektionismus" Denken eher ein Ausdruck der kargen Wüste ist, die das MCU für wirklich essentielle Frauenrollen darstellt - hätten wir mehr A-Force zur Auswahl, müssten wir auch nicht verlangen, dass ein einziger, fiktiver Charakter das ganze Spektrum von dem abdeckt, was Millionen von Menschen unter "Empowerment" verstehen. #justsayin

2.a Apropos es gibt nur eine Art Feminismus richtig zu machen!
Die einzige Szene, über die wir meiner Meinung nach kurz sprechen müssen, ist der "Vorbild Vortrag" von und für das kleine Mädchen...*sfz*
Ich bin mir darüber im Klaren, dass self-aware humor ein schmaler Grat ist - siehe eigentlich alle neuen Disney Prinzesinnen Filme. Man kommt nicht ohne ackknowledgement der kulturellen Vorurteile aus, aber was "zu viel" ist, ist dann wieder stark Geschmacksache.
Für mich persönlich war die "was für ein Vorbild willst du sein?" Ansprache eine Schippe zuviel, denn die (für mich ymmv) logische Antwort wäre gewesen: Eins, das am Leben bleibt, um sich um dich zu kümmern, Kind!
Die Intime-Logik, dass es inherent besser ist, als Normalsterblicher gegen Aliens mit fiesen Superkräften anzutreten, als seine Verantwortung als Elternteil wahrzunehmen, hatte als Argument dann für mich wirklich zuviel von "es gibt einen richtigen Weg, wie man Emanzipation macht und sich für Haus und Kind zu entscheiden, ist die falsche" und daher hat es mich genervt.
Nothing is perfect.

3. Hier bitte generisches Villain Bashing einfügen...
So, lasst uns mal über Ronan sprechen....ich meine...Ronan? Der war schon ein mehr als Meh villain in Guardians und da gab es wenigstens noch einen Dance-Off?! Leider werden die Kree hier auch nicht weniger Meh - sie haben eine wunderbare, böse AI als Overlord, was potentiell so! großartig! ist, aber was genau WOLLEN diese Typen? Was will Ronan? Warum ist er hier so ein blasser Schlumpf und dann später ein blasser Schlumpf mit Gothik Make-Up...? What is his game??
Jude Law wäre mir als Haupt-Bösewicht lieber gewesen, Jude Law ist großartig, sogar trotz (oder grade wegen?) Monologing-Bitch-Slap. Ronan, Codename Gothik-Schlumpf? Not so much...

4. Das eigentliche Dilemma?
So und jetzt kommen wir mal auf unser schlaues Video zurück - ich habe ja erwähnt, dass wir inzwischen up-to-date sind was das MCU angeht und die Einbindung von Captain Marvel in Endgame war...ausbaufähig für meinen Geschmack. Es wird eine Endgame Beta-Lesung geben, falls euch das dann noch interessiert, aber eigentlich fängt Carols Motivationsproblematik in ihrem Origin Film an. Alles was sie an Persönlichkeit und Agency zurückgewinnt im Verlauf ihrer Charakterflugbahn ist zunächst mal auf der Erde verhaftet. Was sie wegzieht, ist eher so der typische Revenge-Plot, was jetzt nicht schrecklich ist, aber dieses "ich muss jetzt sofort los" wird dann doch sehr damit begründet, dass die Skrull ihre Hilfe brauchen und das ist...nicht so richtig evident.
Wie Nando richtig zeigt, hätte es nicht wirklich viel gebraucht, um das stärker rauszukitzeln und dieses "man hätte nur sehr wenig anders machen müssen" Thema wird sich dann auch durch die Beta-Lesung zu Endgame ziehen - wenn Beta gut läuft, findet man ja einfach den einen Satz in 500 Seiten, der einfach nicht funktioniert.;-)

Bis dahin vergebe ich mal 4 von 5 Katzenbabies für einen soliden Originfilm - der erste Ironman hat den Nostalgiebonus und Spiderman Homecoming ist einfach mein persönlicher Liebling, aber Black Panther & Captain Marvel können sich einen guten dritten Platz im persönlichen Ranking teilen, denn alles andere an MCU Origin Filmen...naja lassen wir das, wir haben schon genug Fanrage beschworen heute.;-)

* Auch/und/weil in erschreckend vielen dieser Kritiken Entitlement Denken, Sexismus, Rassismus oder zumindest bedenkliche Doppelstandards zumindest unterschwellig durchscheinen.
**Sorry der Seitenhieb *haha* musste sein, ich wollte an der Stelle applaudieren;-)

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