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31.01.2022

Red Notice. Oder auch: Deadpool & The Rock vs. Wikipedia

Lasst uns zur Abwechslung mal über nicht besonders tiefgründige Actionfilme sprechen - das tun wir ja sonst nie, wie man weiß konsumiere ich ansonsten nur die creme de le creme des Anspruchskinos ... *hust*

Nein, im Ernst, ich habe mich etwas gewundert über die Reaktionen zu Red Notice, ein Film, der bei uns zwischen den Feiertagen durchgelaufen ist und von dem ich eigentlich nicht annahm, dass Menschen eine starke Meinung dazu haben könnten, so a la "Anatomy of a Failure", weil ... naja, das erzähle ich gleich, aber erstmal zur Bebilderung meines Argumentes der Honest Trailer, den ich dieses Mal nur sehr bemüht witzig fand (was auch meinem Argument zugute kommt, man könnte meinen, ich hätte hier einen Punkt zu machen...;-):

So, also, lasst uns mal kurz zusammenfassen was der Witz dieses Honest Trailers ist: Film langweilig, Film macht keinen Sinn, Warum Film existiert?

Ich finde die Honest Trailer eigentlich immer dann witzig, wenn sie irgendeine sozial- oder show-business-politische Stoßrichtung haben - einen Punkt, wenn man so will - aber das grundlegende "Problem" dieser Art von content ist natürlich, dass du dafür bezahlt wirst, dir die Dinge anzuschauen, die dein Publikum verlangt und auf Biegen und Brechen irgendwas zu finden, das daran Mist ist und auf dem man mehr oder weniger witzig herumreiten kann. Man kann sehr viele philosophische bis zeitkritische Dinge über diese Art von Content sagen - dass es zum Beispiel nicht unbedingt zu einer gesunden Auseinandersetzung mit Medien beiträgt, dass wir gesellschaftlich der Meinung sind Kritik sei immer intellektuell und Lob immer oberflächlich. Wenn dir etwas zu gut gefällt, hast du es nur nicht kritisch genug hinterfragt, oder du bist einfach ein dummer sheeple, der es nicht besser weiß, im gegensatz zu meinem Galaxybrain, das einfach gar nichts mehr mag, weil alles dumm und unter meiner Würde ist - kommt einem als Subtext bekannt vor, oder?

Diese Bemerkung und Auseinanderdetzung ist nicht neu und ich habe sie auch nicht erfunden, aber sie fasziniert mich grade, wenn es um Popcorn-Kino geht immer wieder. Denn ich hatte nie das Gefühl, dass Red Notice mehr sein wollte als das - wir haben The Rock und Deadpool (ok die Schauspieler haben theoretisch andere Namen in dem Film, aber ehrlich das interessiert keinen, sie spielen The Rock und Deadpool) und Gal Gadot, die endlich mehr als 2 Gesichtsausdrücke haben darf (sorry, ich mochte den ersten Wonder Woman, aber trotzdem) und das Script besteht aus zwei Plotpunkten (Kleopatras Gold & Nazi Schatzmeister), die danach klingen, als hätte jemand zufällig zwei Wikipedia Artikel gefunden, aus denen eine Indiana Jones Fanfiction geworden ist.

Und ich habe keine Ahnung, warum man das so zerdenken muss, bis es keinen Spaß mehr macht? Ist der Plot besonders originell? Nö. Macht der Twist so richtig viel Sinn? Eigentlich nicht. Sind viele der Situationen komödiantisch übertrieben? Joh schon. Aber es ist eine Action-Komödie, ich bin unsicher was ihr erwartet habt?

Ich persönlich langweile mich sehr viel mehr bei Monster smashen Monster, oder Roboter smashen Roboter Filmen und würde daher (subjektiv) argumentieren, dass diese Filme noch sehr viel schlechter sind, weil sie meine suspension of disbelief schon aufbrauchen dafür, dass ich mir 3-köpfige Drachen in L.A. vorstellen muss und dann nicht mal irgendwelche Charaktere präsentieren, die mehr als Pappaufsteller sind. Aber so what? Es gibt offensichtlich Menschen, die diese Art von Spektakelfilmen mögen und ich bin nicht so arrogant mir einzubilden, dass das nur daran liegen kann, dass sie dümmer sind als ich.

Und noch so ein Halbgedanke zum Schluss - natürlich kann man es kritisieren, wenn Filme gemacht werden, die eigentlich nur die momentane Beliebtheit ihrer Stars ausschlachten. Diese Art von Cash-In funktioniert nur eine gewisse Zeit und könnte auch für die Schauspieler irgendwann schwierig werden, wenn wir sie alle nicht mehr sehen können in solchen Rollen (was bei Manchen sicherlich schon jetzt der Fall ist und das ist ja auch ok). Ich befürchte nur irgendwie, wenn das jetzt als "Marketing Masche" auch schon in Grund und Boden verdammt wird bei Filmen, deren größte "Sünde" es ist, dass sie nicht sonderlich originell sind, sondern "nur" nette Unterhaltung für Zwischendurch, dann müssen wir uns nicht wundern, warum es irgendwann den 5000. Batman Film gibt mit dem 30. austauschbaren Schauspieler, oder? Show-Business, es hat das Business quasi im Namen ...

Anyway, das hier soll kein philosophisches Essay werden, aber ich wollte das mal loswerden. Ich persönlich sehe Deadpool und The Rock noch gern dabei zu, wenn sie sich selbst spielen und fühlte mich daher gut unterhalten. Für die Stellen, an denen der Plot nicht wirklich Sinn machte, ziehe ich ein bisschen was ab, weil man das sehr einfach hätte fixen können, aber 3,5 von 5 Motorbooten sind doch ok für kurzweilige Abendunterhaltung, oder? Man muss doch nicht immer so tun, als wäre nur große Kunst lebensberechtigt - denn dann streiten wir uns als nächstes nur darum was jetzt wieder große Kunst ist. Kunst ist subjektiv & life is a bitch!;-)

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