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25.02.2011

Anna Karenina

Irgendwann fiel mich letztlich auf, dass in meiner "Was ich gerade gelesen habe." Blog History die Hälfte fehlt.
Warum?
Weil ich "nur" abends und am Wochenende tatsächlich dazu komme aktiv Bücher zu lesen - aber teilweise Stunden am Tag damit verbringe mir Bücher vorlesen zu lassen. Spätestens seit mein Symbiose iPod Einzug gehalten hat, sind Hörbücher mein ständiger Begleiter. Unterwegs, im Bus, bei der Hausarbeit, beim Training, beim Nähen, Kochen, Malen - eine gute Geschichte passt eigentlich zu Allem. Ausser zum Schreiben und Lernen übrigens, da stört dann das Hintergrundgemurmel doch!;)

Also möchte ich mal dazu übergehen von den Hörbüchern zu erzählen, die ich so höre - denn tatsächlich kann man auf dem Weg vom Roman zum Hörbuch noch das Eine oder Andere richtig bzw. falsch machen!
Und ganz klassisch muss man doch gleich mit einem Klassiker anfangen:
Anna Karenina geschrieben von Leo Tolstoj, ungekürzt (Englisch) gelesen von Wanda McCaddon


Man kann viele Dinge gegen russische Bücher sagen: Sie haben viele, teilweise unübersichtliche Charaktere, die gesellschaftlichen Verwicklungen sind kompliziert, die russische Mentalität zwischen Jubel und Depression schwer (be)greifbar und die Storylines oft defocussiert und detailverliebt.
Ich kann daher verstehen, wenn man nicht die Gedult aufbringt 1000Seiten zu lesen, die so ganz anders aufgebaut sind, als unsere focussierte, auf Spannung bedachte Literatur (wobei auch das bei Tolstojs Zeitgenossen variiert - Fontane z.B. ist tödlich langweilig;).

Aber Anna Karenina muss man eigentlich tortzdem zumindest einmal gelesen haben - es gibt wenige Geschichten, die so zu Herzen gehen, wenn man sich erstmal durch die undurchsichtigen Details gewühlt hat!

Natürlich werden die Charaktere oft von allen Seiten beleuchtet, wir erfahren nicht nur was gerade für die Geschichte essentiell ist, sondern hören den handelnden Personen auch beim philosophieren über Gott und die Welt zu, erleben ihr Leben ausserhalb der Kernhandlung und müssen uns teilweise auf die Stimmungsschwankungen einlassen, die Liebe und Schuld so mit sich bringen.
Aber alles in allem ist die Geschichte und ihre Protagonisten so zeitlos wie tragisch und ich könnte das immer wieder lesen!;)

Das ungekürzte Hörbuch ist natürlich eine Herausforderung (ich glaube 40Stunden Laufzeit, oder sogar noch mehr), aber ich verabscheue Kürzungen, in 99% der Fälle machen sie damit meiner Meinung nach die Geschichte kaputt. Ausnahmen bestätigen hier natürlich auch die Regel *hustMobyDickhust*.
Nadja May andererseits macht ihren Job sehr gut, auch wenn bei einem hauptsächlich männlichen Klientel die weibliche Stimme teilweise ganz lustig ist. Die Variation der Charaktere in der wörtlichen Rede ist aber gelungen und der britische Akzent für Liebhaber bestimmt hörenswert!;)

Ich vergebe daher für eines meiner all-time-Lieblingsbücher und das durchaus brauchbare Hörbuch dazu 5 von 5 Zugtickets.

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