Man reiche mir ein Handtuch, denn nach 4 Monaten habe ich es endlich geschafft die 4 Bücher aus meinem Vampire Chronicles Box Set zu lesen, welches mein Göttergatte mir zu Weihnachten schenkte...1 Buch/Monat ist keine gute Quote, ich weiss, aber wenn man nebenher noch soviel aus "professionellen" Gründen lesen muss, ist man einfach manchmal auch froh nix mehr mit Buchstaben sehen zu müssen...;)
In den letzten 14Wochen also auf meinem Nachttisch:
Die ersten (und einzig lesenswerten) 4 Bände der Vampire Chronicles von Anne Rice
Man kann sich ja momentan vor Diskussionen über Sinn und Unsinn von Vampir Geschichten nicht retten und eigentlich habe ich auch gar keine Lust noch weiter über die Notwendigkeit von Yet Another Teen Vampire Drama zu schreiben. Generell ist das für mich alles relativer Einheitsbrei und tut nichts, um die alte Geschichte um Dracula und Co. auch nur ein Jota weiterzuentwickeln - mit der Ausnahme von True Blood, dem will ich tatsächlich nochmal eine Chance geben.
Also werde ich mich darauf beschränken zu erwähnen, warum man Anne Rice lesen sollte und warum vielleicht auch nicht.;)
Buch 1 - The Whiny One
Ganz ehrlich, kukt lieber den Film. Ich habe mich durch die englische Fassung nochmal durchgequält, weil ich wissen wollte wieviel tatsächlich an der deutschen Übersetzung krankt (und das ist immer noch eine Menge!!!), aber ich kann Louis einfach nicht lange ertragen, ohne in dieses "Bring!Dich!Um!" Mantra zu verfallen. Aah der Fluch, ohhhh meine verfluchte Existenz, iihh ich bin verfluuuuucht...furchtbar, schlimmer als Superhelden!;) Gut, die englische Fassung erwähnt im Gegensatz zur deutschen tatsächlich, dass er sich gerne umbringen würde und nur zu feige ist, aber eine richtig überzeugende Ausrede für sein Rumgeheule ist das nicht.
Der Film hat eigentlich alle coolen Szenen (Claudia und das Theater...) und lässt die Längen einfach weg. 1+ mit Sternchen für die Verfilmung, 4- für das Buch.
Buch 2 - Born to Pose
Vampire sind Poser, daran ist (leider) nicht viel zu ändern. Dracula war einer, Cedward ist ganz sicher einer und Lestat ist der größte Poser überhaupt (ok, Alucard, aber wollen wir mal ernst bleiben;). Trotzdem mag ich ihn. Wie mit vielen Dingen, ist es wohl so, dass man sich für ein Team entscheiden muss und ich bin definitv Team Lestat schon alleine weil wir uns sehr ähnlich sind (Dinge tun, weil man es kann und erst Recht, wenn man es nicht tun soll/darf;). Daher gewinnt das 2. Buch auch schon allein deswegen und bekommt von mir eine 3+.
Buch 3 - The Good One
Definitv der Grund warum man das Vorige lesen sollte (das 1. is so ein bißchen egal, auch in der Reihe;)! Überzeugende Mythologie, gute neue Charaktere, der 6000 Jahre Stammbaum ist eines der stärksten Bilder in 300 Jahren Vampirgeschichten und ein bißchen Fangzahn-Nostalgie gibt's noch dazu. (Du hast mich von einem Haus geworfen! - Na und? Du hast mich vor 100Jahren schonmal angezündet! - Ja, die 50 Jahre in der Schneewehe waren ziemlich öde. - Ach was haben wir uns lange nicht gesehen...oder so ähnlich;). Mindestens 2+ mit Tendenz nach oben!
Buch 4 - Try for Eternity
Kann man lesen, ohne viel von den 3 vorherigen zu wissen und hat seinen eigenen Charme. Eine Art Mystery Thriller in Jetzt-Zeit und das einzige Buch, das nicht mit den Lebensgeschichten irgendwelcher Charaktere befasst ist - leider ist die Autorin nicht dabei geblieben, was der Grund ist, warum man die anderen Bücher dann nicht mehr lesen muss. Schlachte die Kuh, bis sie anfängt zu müffeln, wäre noch nett ausgedrückt.;) Trotzdem für den Body Thief gibt's eine solide 2.
Prinzipiell gibt es viele Gründe den Stil der guten Frau Rice nicht zu mögen. Sie hat ein faible für Ich-Erzähler, die ständig in ewigen Lamenten und/oder Dialogen über die Natur von Gut und Böse, Gott und den Teufel und das Schicksal der Menschheit schwafeln. Wie ich schon sagte: Die denken und fühlen immer soviel, dass ist voll langweilig...Und fast alle Hauptcharaktere sind Männer und eigentlich alle sind zumindest latent bis einfach nur schwul...wenn das mal kein interessantes Männerbild ist...;)
Andererseits schafft sie tatsächlich etwas, dass mir so nirgendwo sonst wirklich begegnet ist: Sie lässt ihre Vampire Menschen sein.
Louis, Lestat und Co. werden nicht einfach tolle, bewundernswerte, arschgeile Typen "über Nacht" *haha* und warum sollten sie auch? Natürlich gibt es die weisen, geheimnissvollen Bewahrer von Wissen und Macht, aber meistens sind Vampire genauso sensibel, gierig, fatalistisch, egoistisch, weinerlich, charakterstark, oder auch nur einfach bescheuert, wie es die Menschen vorher waren. Das ist erfrischend realistisch.
Außerdem - und das ist etwas, dass sonst auch nirgendwo passiert - entwickeln sich die Charaktere irgendwohin (nämlich dazu immer mehr "sie selbst" zu werden;) und es wird die Frage aufgeworfen was das ewige Leben (ständige Veränderung, Tod und Langeweile) für den essentiell menschlichen Geist eigentlich bedeutet - und dass viele Menschen dafür einfach nicht gemacht sind. Da verbringen die Charaktere auch schonmal 50 Jahre in einer Schneewehe, wenn sie der Sonne zu nahe gekommen sind, oder liegen 20 Jahre deprimiert irgendwo herum. Das klingt albern, aber die Zeitspanne "für immer" klingt auch albern und wer kann schon sagen, was mit dem menschlichen Verständnis von Zeit passiert, wenn Zeit wirklich und wahrhaftig keine Bedeutung mehr hat?
Hunderte von Jahren mit denselben Gesichtern umgeben sein, ist an sich schon gruselig, aber Cedward und Co scheint das nicht zu stören - für diese Art von Tiefgang sind Vampire Teen Dramas wohl auch nicht da, aber genau deswegen lese ich sowas nicht...;)
Von mir gibt es für einen Klassiker meiner Jugend, über den ich heute noch stundenlang disskutieren kann 4 von 5 Goldamuletten.
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